21. Mai 2020

Jess Rothenberg: The Kingdom [Rezension]

Verlag Friedrich Oetinger GmbH 2019, Hamburg. 336 Seiten. 20,00 Euro.
Original: „The Kingdom“, Henry Holt and Company 2019

Wie mich das Cover ansprang und ich auch den Inhalt genoss




Das erste Mal gesehen habe ich das Jugendbuch beim Oetingerstand auf der Frankfurter Buchmesse 2019. Das Cover sprang mich sofort an, denn es versprach eine Geschichte genau nach meinem Geschmack: dystopisch, mit Mensch-Maschine-Hybriden. Das Buch von Jess Rothenberg ließ sich gut runterlesen und hat einen spannenden Plot.

The Kingdom – Das Erwachen der Seele: Inhalt

Ana ist eine der sieben Prinzessinnen in The Kingdom, einem hochmodernen Vergnügungspark. Sie ist kein Mensch, sondern eine menschliche Maschine, genau wie die anderen Prinzessinnen und zahllose Tiere im Park. Sie verhalten sich wie echte Lebewesen und unterliegen ihrem jeweiligen Programm. Wahre Gefühle sind ihnen fremd. Oder?

The Kingdom Rezension: Meinung

Wie gesagt, ließ sich das Buch unfassbar schnell und gut lesen. Das Thema ist spannend – kann ein künstliches Lebewesen fühlen, lügen, planen? Besonders der Kniff direkt zu Anfang lässt einen das Buch nicht aus der Hand legen: Ana steht vor Gericht, weil sie jemanden umgebracht haben soll. Nichtsdestotrotz konnte ich keine rechte Verbindung zu Ana aufbauen, deren Entwicklung noch drastischer hätte ausfallen können.

The Kingdom Plot

Jess Rothenberg hat eine schnelle Story geschrieben, die zwischen dem gegenwärtigen Gerichtsprozess und der Vergangenheit im Park hin- und herspringt. Besonders dieser Trick macht das Buch spannend: Hat diese Hybride wirklich jemanden umgebracht, wenn sie im Vergnügungspark die Reinheit schlechthin verkörpert? Auf der Plotebene trifft Ana den Wartungsarbeiter Owen, der ihr Einblicke in das Leben außerhalb des Parks gibt. Die Geschichte besteht daraus, dass Ana und der Leser immer mehr Informationen darüber erlangen, was wirklich hinter den Hybriden und dem Park steckt. Ich mag solche Geschichten, in denen es etwas aufzudecken gibt.

The Kingdom Figuren

Ana ist eine Hybride und kann angeblich nicht fühlen. Natürlich bekommt der Leser schnell den Eindruck, dass dem nicht so ist. Aus Anas Sicht entdeckt er die wundervolle Welt von The Kingdom, die in Wahrheit ganz anders ist. Doch obwohl man Mitleid mit der Prinzessin bekommt, konnte ich keine richtige Verbindung zu ihr aufbauen. Ich dachte, vielleicht liegt es daran, dass sie eben eine künstliche Intelligenz ist. Aber auch über den Rest des Buches kam sie meiner Meinung nach nicht über eine naive Persönlichkeit hinaus, die nur in wenigen Momenten die Situation lenkt.

Owen, der Wartungsarbeiter, den Ana immer besser kennenlernt, spielt die typische männliche Love-Interest-Rolle. Auch die anderen Figuren unterstützen das Buch in ihren Rollen, die sie selten bis nie verlassen. Das ist nicht überraschend, aber in Ordnung und treibt die Geschichte in die richtige Richtung.

The Kingdom Thema

Wie ihr wisst, liebe ich Dystopien und alles drum herum. Ein Buch aus der Sicht einer künstlichen Intelligenz entspricht genau meinem Geschmack. Die Szenen rund um die Gerichtsverhandlung liefern den richtigen Stoff um die Debatte Fühlen, Gehorchen, Persönlichkeit. Die Rückblicke in Anas Leben im Park unterstützen die Meinung dazu, dass sie durchaus in der Lage ist zu fühlen, zu entscheiden und zu lügen. Jedoch hätte ich mir noch ein paar mehr Situationen vorstellen können, in denen Ana und ihr Programm miteinander kämpfen. Sie tänzelt innerlich um die aufgestellten Regeln herum, eine wirkliche innere Zerrissenheit oder Auseinandersetzung findet nicht statt.

Zusammenfassung Rezension The Kingdom

Jess Rothenberg hat einen spannenden Plot ausgedacht, der mich ans Buch fesselte. Ich bin tagelang viel zu spät schlafen gegangen, weil ich weiterlesen musste. Ich musste wissen: Hat Anna gemordet? Kann sie wirklich fühlen? Was steckt hinter dem Vergnügungspark? Die Figuren haben mich nicht richtig in ihren Bann gezogen. Sie treiben die Handlung voran, aber besondere Sympathien oder gar eine Identifizierung mit jemandem gab es nicht. Trotzdem macht der Plot das Buch zu einem aufregenden Leseerlebnis, das Liebhaber von Jugendbüchern genießen werden.

3. Mai 2020

Leigh Bardugo: Six of Crows & Crooked Kingdom [Rezension]

Six of Crows, Indigo, 2015. Great Britain. 498 Seiten. £7,99
.
Crooked Kingdom, Hodder and Stroughton, 2016. Great Britain. 548 Seiten. £7,99.







Wie ich zwei neue Lieblingsbücher entdeckte

Das Lied der Krähen (Six of Crows) habe ich, glaube ich, 2016 das erste Mal in der Buchhandlung gesehen. Vom Klappentext her hat es mir überhaupt nicht gefallen. Ich habe die englische Version dann nur gekauft, weil ich es auf Instagram gesehen habe. Und ich bin super froh, das gemacht zu haben! Das Gold der Krähen (Crooked Kingdom) habe ich ein Jahr nach dem ersten Teil gelesen und es hat mir sogar noch besser gefallen! Ich bin von beiden Büchern – Das Lied der Krähen und Das Gold der Krähentotal begeistert! Sie hängen zusammen wie eine lange Geschichte, sind nach dem zweiten aber zu Ende.


Das Lied der Krähen: Handlung


Kaz Brekker ist einer der gefürchtetsten Kleinkriminellen in Ketterdam, einer fiktiven Stadt in einer Welt, in der auch Magie eine Rolle spielt. Deswegen wird er engagiert, um einen Schwerverbrecher aus einem fernen Hochsicherheitsgefängnis zu befreien. Es winkt viel Geld, und so sucht Kaz sich fünf Verbündete, um diesen Job durchzuziehen. Der erweist sich als unfassbar kompliziert, und die sechs Jugendlichen verhalten sich untereinander auch nicht gerade zuvorkommend …

Das Lied der Krähen: Meinung


Wie bereits angeklungen: Ich bin total vernarrt in die beiden Bücher. Ich liebe das Setting, besonders im zweiten Teil, und ganz besonders liebe ich die Figuren: Leigh Bardugo zeichnet sechs sehr individuelle Charaktere mit spannenden Stärken und Schwächen. Die Perspektive wechselt zwischen ihnen hin und her und aus jeder Sichtweise ergibt alles Sinn und wirkt authentisch.

Handlung

Die sechs Figuren erleben ein unfassbares Abenteuer und planen einen verrückten Ein- und Ausbruch. Trotzdem kann man der Handlung folgen. Die Hauptfigur Kaz ist dafür bekannt, ausgefeilte, wenn auch riskante Pläne zu entwickeln. Und diese werden in die Tat umgesetzt. Dabei wird der Leser nicht immer in alles eingeweiht, was die bereits hohe Spannung noch einmal erhöht. Mehrfach dachte ich: Ach krass, wie gut! Nur gelegentlich kam den Figuren etwas Glück zugute, alles andere meistern sie mit ihren Fähigkeiten. Gleichzeitig geht es um die zwischenmenschlichen Beziehungen unter ihnen, die ihnen auf der einen Seite im Weg stehen, sie auf der anderen Seite aber auch nach vorne bringen.

Figuren

Die sechs Hauptfiguren sind alle sehr unterschiedlich und jede kämpft mit ihrer Vergangenheit. Die Geschichte spielt mit vielen Rückblenden, durch welche der Leser die Charaktere noch besser versteht. Leigh Bardugo schafft es, Zu- und Abneigungen plausibel und authentisch darzustellen. Die eine Figur mag die eine nicht und man sieht, warum nicht. Ein Switch zu ebendieser Figur lässt diese wieder ganz anders dastehen und man versteht seine Gründe. Dabei bleibt alles nachvollziehbar. Durch die Wechsel funktioniert die Geschichte phantastisch: Stärken und Schwächen treiben die Handlung an, Sichtweisen und Meinungen bringen dem Leser die Story näher.

Thema

Es geht hier vor allem um die Zusammenarbeit der sechs Figuren und ihre persönlichen Schicksale und Hoffnungen. Sie sind alle sehr unterschiedlich und werden durch das Leben zusammengeschweißt. Sie wachsen gemeinsam und ziehen waghalsige Pläne durch, um gemeinsam ihre Ziele zu erreichen. Sie alle bewegen sich nicht gerade auf der legalen Seite der Gesellschaft, aber man lernt sie kennen und lieben. Das Buch ist eine wundervolle Mischung aus ausgefeilten Charakteren, die sich entwickeln, und einer präzise durchdachten, spannenden Handlung.

Fazit Das Lied der Krähen und Das Gold der Krähen

Was soll ich noch sagen? Die beiden Bücher sind sofort in meine Top 10 Lieblingsbücher aufgestiegen. Ich finde die Figuren phantastisch und die Handlung hat mich mehrfach überrascht und überwältigt. Ich habe gelacht, geweint und mir vor Spannung auf die Lippe gebissen. Das Buch hat keine warnende Funktion wie Dystopien und will auch nicht sagen „Du kannst alles schaffen, egal, wie unbeliebt/schwach/etc. du bist!“. Eine richtige, deutliche Moral fehlt. Das tut dem Buch aber absolut keinen Abbruch, denn das, was da ist, ist meiner Meinung nach unfassbar gut umgesetzt und durchdacht!

13. April 2020

Melissa Albert: Hazel Wood – Wo alles beginnt [Rezension]

Dressler Verlag GmbH 2018. Hamburg. 354 Seiten. 19 Euro.







Wie ich etwas andere Märchen kennenlernte, die mich nur zum Teil überzeugen

Überall über Instagram habe ich Hazel Wood von Melissa Albert gesehen, auf Deutsch, auf Englisch. Bei einem Rundumschlag auf rebuy habe ich es dann mitgenommen und endlich gelesen. Ich finde es schwierig zu beurteilen, weil es völlig anders war, als ich es erwartete. Was ja sowohl gut als auch schlecht sein kann.

Handlung Hazel Wood – Wo alles beginnt

Die junge Alice führt mit ihrer Mutter ein rastloses Leben. Ständig ziehen sie in eine neue Stadt, bis auch dort das Unheil sie wiederfindet und sie weitermüssen. Insgeheim träumt Alice von einem normalen Leben, vielleicht bei ihrer geheimnisvollen Großmutter, die mit einem Märchenbuch berühmt wurde. Als das Unheil in Form von grässlichen Kreaturen sie erneut findet, muss Alice sich in ein Abenteuer stürzen. Kann das Märchenbuch ihrer Oma damit zu tun haben?

 

 

 

Meinung Hazel Wood

Eine typisch schnelle Handlung mit vielen Höhepunkten und Figuren, die in ihren jeweiligen Rollen die Geschichte vorantreiben. Zu Anfang war ich von der düsteren, fast gruseligen Stimmung begeistert. Leider griff hier in meinem Kopf derselbe Mechanismus wie bei Stranger Things: Sobald ich weiß, wie das Monster aussieht, ist es nicht mehr gruselig. Trotzdem habe ich Hazel Wood schnell runtergelesen und war nur vom recht kurzen Ende minimal enttäuscht – auch ein Phänomen, das mir häufig widerfährt.

Rezension Handlung

Die Geschichte beginnt etwas gediegener und die märchenhaften Elemente finden erst nach und nach ihren Platz im Plot. So wird der Leser aber gut in das Buch hineingezogen und findet sich nach einer Eingewöhnungsphase in einer Welt voll Märchen wieder – die unheimlicher nicht sein könnten. Die Hauptfigur stolpert von einem Höhepunkt zum nächsten, und zwischendurch wusste ich manchmal nicht mehr so recht, ob wir eigentlich schon am Ort des Showdowns sind. Ich war überrascht, dass man die Geschehnisse tatsächlich jedes Mal noch steigern konnte, um der Geschichte einen weiteren, noch höheren Höhepunkt zu verleihen.
Das Ende war mir wie immer zu kurz. Plötzlich Höhepunkt, plötzlich Ende.

Rezension Figuren

Die Hauptfigur Alice ist eine junge Frau, die ihren Platz im Leben noch nicht ganz gefunden hat. Das ist zum großen Teil ihrer Vergangenheit geschuldet, in der sie mit ihrer Mutter quer durch die USA zog. Als das Unheil – die bösen Kreaturen – sie mal wieder finden, gerät jedoch alles komplett aus dem Ruder. Sie nimmt das Abenteuer freiwillig in Kauf und stürzt sich in die Rettung ihrer Liebsten. Dass sie dabei manchmal etwas herumgeschubst wird, macht gar nichts.
Die Nebenfiguren bleiben in ihren Stereotypen haften: Die liebende Mutter, die alles für ihre Tochter tut, die geheimnisvolle, unnahbare Großmutter und der lustige, charmant gut aussehende männliche Begleiter der Hauptfigur. Das ist nett und vertraut und tut der Handlung keinen Abbruch.

Rezension Thema

Dass Märchen hier nicht die guten mit Happy End sind, hat mich überrascht. Das ist aber ein spannender Kniff, der sich kontinuierlich durchzieht. Das Märchenland jedoch, das hier auch vorkommt, hat mich eher verwirrt, inkonsistent fröhlich, traurig, chaotisch von Regeln behaftet. Ob der Name Alice hier eine Anspielung sein soll, da bin ich nicht sicher.

Zusammenfassung Hazel Wood – Wo alles beginnt

Ein solider, schneller Plot, der den Leser in den Bann zieht. Figuren, die brav ihren Bestimmungen nachgehen. Und Märchen, die gruseliger und unheilvoller kaum sein können. Die drei Zutaten ergeben eine spannende Geschichte, die zwar an manchen Stellen verwirrt, die Leser aber trotzdem mitnimmt auf ein neues Abenteuer, das ich so noch nicht gelesen habe.

9. Februar 2020

Bijan Moini: Der Würfel [Rezension]

Atrium Verlag AG 2018. Zürich. 416 Seiten. 22 Euro.







Wie ich das Thema liebte und das Buch deswegen zwischendurch langatmig wurde

Ich war Ende letzten Jahres in meiner Buchhandlung in Unna und fragte nach einer deutschen Dystopie. Eigentlich wollte ich ein Jugendbuch haben, aber der Verkäufer empfahl mir dieses Exemplar (aufgrund meiner Wunsch-Beschreibung auch genau das Richtige).

Handlung Der Würfel


Der Würfel, eine künstliche Intelligenz, hat die Staatsmacht in Deutschland und anderen Ländern ergriffen. Sein Kapital: die Daten der Bürger. Und aufgrund der Annehmlichkeiten, die dadurch entstehen, geben die Einwohner ihre Daten freiwillig ab. Nur wenige Menschen trotzdem der KI, unter ihnen Taso Doff – ein sogenannter Gaukler, der absichtlich das Gegenteil von dem tut, was der Würfel von ihm erwartet. Aber seine Überzeugungen werden auf eine harte Probe gestellt.

Meinung Der Würfel


Wer mich kennt, weiß, dass man mich mit nichts so begeistern kann wie mit gesellschaftskritischen Dystopien. Meine Erwartungen sind dementsprechend hoch, und die hat das Buch leider nur zum Teil erfüllt. Die Welt ist gut beschrieben, das Problem der Datenkrake wird gut geschildert. Die Handlung aber driftet gelegentlich in Nichtigkeiten ab, während Situationen, über die ich gern mehr gewusst hätte, einfach übersprungen wurden. Insgesamt hat der Roman Der Würfel daher drei von fünf Seifenblasen bekommen.

Rezension Handlung


Wie beschrieben, bricht der Spannungsbogen häufig ein, während interessante Situationen einfach überprungen werden. Zu viele Szenen sind nur da, weil die Welt NOCH detaillierter beschrieben wird, was meiner Meinung nach gar nicht notwendig ist. Andere Handlungen werden lange eingeleitet, um dann mit einem Satz abgehandelt zu werden.

Zum Beispiel möchten zwei Personen einen Beziehungstest vornehmen, um zu schauen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie zusammengehören. Eine Figur hat großes Bedenken und versucht, die andere umzustimmen, willigt dann aber ein, den Test mit vielen Fragen zu machen. Im nächsten Satz steht das Ergebnis fest, in wenigen Absätzen findet ein Streit statt und die Sache ist vorbei. Wieso wird der Test selbst nicht besser beschrieben?

In vielen Momenten hätte ich gerne mehr Details zur Handlung bekommen, beispielsweise auch bei Reden, die als so toll beschrieben werden, im Buch aber de facto nicht stehen. In anderen Situationen brauchte ich nicht noch einen Besuch bei Figuren, die eine bereits feste Meinung nur noch bestätigen.

Zusätzlich ist ungefähr ein Drittel des Buchs eher unnötig für die Gesamthandlung. Ich hätte mir den Showdown sehr viel detaillierter gewünscht, während ich die positiven Aspekte der Welt nicht so ausführlich gebraucht hätte, um sie zu verstehen.

Rezension Figuren


Die Hauptfigur Taso Doff ist sympathisch, weil sie nicht mit den allgemein geltenden Werten einhergeht. Ich habe mich direkt in ihn einfinden können, weil ich seine Antipathien gegen das unnötige Ansammeln von Daten teile. Davon abgesehen ist er ein eher mürrischer Typ, der seine wahren Gedanken nur schwer im Zaum halten kann. Das gefiel mir gut, denn zum einen sind perfekte Charaktere unglaubwürdig, zum anderen spiegelt es seine schwierige Situation in einer vermeintlich perfekten Welt wider. Nichtsdestotrotz habe ich mich gelegentlich aufgeregt, wenn er mal wieder die Klappe nicht halten konnte :-D

Die anderen Figuren sind eher eindimensional und stehen für die verschiedenen Sichtweisen auf eine künstliche Intelligenz, die mittels Daten eine bessere Welt für alle schaffen will. Das ist gut und wichtig, aber auch wenig überraschend.

Rezension Thema


Wie gesagt: Eine solche Welt ist absolut mein Thema. Positive und negative Aspekte gläserner Menschen werden dargestellt, die möglichen Auswirkungen – positiv wie negativ – werden genau beleuchtet. Einerseits ist es jedem möglich, sein Grundeinkommen durch das eigene Verhalten zu steigern. Andererseits wird unvorhergesehenes Verhalten durch sozialen Abstieg bestraft, sei es noch so sinnvoll. Einerseits kann jedes noch so triste Zimmer in einen Dschungel verwandelt werden, andererseits kann niemand mehr sicher sein, dass sein Gegenüber auch wirklich so aussieht wie in dem Moment. Eine spannende Geschichte rund um eine tolle Idee, die nicht neu, aber aktuell ist.

Zusammenfassung Der Würfel


Die gute Idee einer Geschichte über eine Welt, die durch Datenansammlungen in einer künstlichen Intelligenz regiert wird, hätte mich mit einer etwas austarierteren Handlung und Spannung noch mehr überzeugt. Die Hauptfigur und ihre Meinung sind interessant, das Setting absolut spannend und voller Potential. Jedoch die Auswahl der Szenen und des Fokus auf manche Situationen haben dem Buch die Spannung wieder genommen und es war mir an einigen Stellen leider etwas zu langweilig.

Nichtsdestotrotz lässt sich das Buch gut lesen und gleicht mit guten Ideen und etwas Spannung die negativen Punkte so aus, dass man es durchaus am Wochenende im kalten Winter lesen kann.

Zurück! Ein Versuch.

Der Blog stand still – die Zeit nicht.


Über ein Jahr ist der letzte Post her, die letzte Rezension noch länger. Woran liegt das? Ich lese kaum. Und ungelesene Bücher lassen sich nur schwer rezensieren. Ich könnte jetzt auf hohem Niveau jammern, und ich tue es auch: Vollzeitjob, mit Freund zusammengezogen, Projekte für den Verlag schreiben, Projekte für mich schreiben, Garten, Netflix.

Aber ich möchte weiter rezensieren und bloggen, wenn auch unregelmäßig. Das habe ich öfter geschrieben, das passiert den meisten Blogs, man hat einfach nicht mehr die Zeit. Vor allem, wenn man vor einem Post erst noch ein ganzes Buch lesen „muss“. Aber es macht Spaß und so langsam bekomme ich einen Alltag in meinen Alltag. Ich vermisse das Lesen und werde öfter explizit Zeit dafür suchen.

In letzter Zeit habe ich nicht viel gelesen, und das sind die Bücher, durch die ich es dann doch geschafft habe. Vielleicht rezensiere ich sie auch noch rückwirkend. Bis dahin, einen schönen Sonntag euch!


28. Oktober 2018

Marc-Uwe Kling: Die Känguru-Apokryphen [Rezension + Lesung]

Wie die Känguru-Reihe endlich, endlich weiterging.

Hörbuch: Marc-Uwe Kling: Die Känguru-Apokryphen
Am Freitag lag ich krank auf dem Sofa und konnte mich darüber überhaupt nicht beschweren. Denn ich habe die kompletten Känguru-Apokryphen von Marc-Uwe Kling gehört. Ich habe absichtlich gewartet, dafür ganz allein zu sein, und habe die kurzen Stories quasi gebinge-hört.

Wer die Känguru-Chroniken und die zwei vorigen Fortsetzungen noch nicht kennt, hat etwas verpasst und hört jetzt bitte sofort auf zu lesen und kauft sich mindestens den ersten Teil. Ja, ich liebe diese Bücher sehr. Sie die witzigsten gesellschaftskritischen Episoden überhaupt. Vielleicht habe ich nicht alle gelesen, die es gibt, aber sei’s drum.

Die Känguru-Apokryphen: Inhalt

Der vierte Teil der aufmüpfiges-Beuteltier-Reihe spielt zu keinem bestimmten Zeitpunkt und knüpft nicht an den dritten Teil an. Es sind kurze Geschichten, die Marc-Uwe vergessen hat, aufzuschreiben. Sie gehören irgendwo in die drei anderen Teile, aber wichtig ist das sowieso nicht. Der Kleinkünstler und das Känguru wohnen zusammen in Berlin und philosophieren, streiten sich und gehen anderen Menschen auf deren strapazierte Nerven.

In diesem Teil lernen Nazis, dass sie unter Minderwertigkeitskomplexen leiden, und alle anderen Wähler, wann sie doch die SPD wählen dürfen. Der Leser begleitet Marc-Uwe und das Känguru zurück in die Zukunft – ein neuer Club – und wird Zeuge, wie das Känguru einem Polizisten erklärt, dass der Körper automatische Mechanismen gegen das Sterben durch Höflichkeit entwickelt hat. Der Polizist dürfe also ruhig mal höflich sein.

Die beiden Hauptfiguren treffen Entscheidungen ab sofort mit einem Open Schnick: Schnick Schnack Schnuck mit neuen Regeln. Man darf sich völlig frei Dinge ausdenken, um sie mit den Händen darzustellen, eine Kettensäge zum Beispiel oder einen herabstürzenden Meteor (der übrigens ein Pleonasmus ist). Ohne Brunnen, versteht sich.

Die Känguru-Apokryphen: Meinung







Ich weiß ja nicht, ob es schon zwischen den Zeilen zu lesen war – ich liebe die Känguru-Bücher. Auch dieses ist wieder ein gelungener Streich des versierten Autors. Zugegeben, so richtig laut gelacht habe ich etwas weniger als bei den Büchern davor. Aus einem ordentlichen Schmunzeln kam ich aber keine Sekunde heraus.

Die einzelnen Geschichten erinnern mich besonders an das zweite Buch, in dem sich die beiden Protagonisten schon sehr gut kennen. Es gibt aber nicht wie im dritten Band eine durchgehende Handlung. Trotzdem ist der Leser oder Hörer natürlich nicht sicher vor Running Gags. Auch einige Anspielungen auf die vorigen Bände sind der Grund für das anhaltende Schmunzeln.

Lesung der Känguru-Apokryphen auf der Frankfurter Buchmesse

Ich dachte ja immer, ich sei der größte Känguru-Fan. Weil ich die Bücher so sehr mag. Zum Fantum gehört aber scheinbar einiges mehr, zum Beispiel im Känguru-Kostüm zur Lesung zu erscheinen oder den Autor mit Känguru-Keksen ködern zu wollen. Das möchte ich allerdings beides nicht machen. Kekse weggeben, was für ein Schwachsinn.

Marc-Uwe Kling auf der Frankfurter Buchmesse
Die Lesung war super! Marc-Uwe Kling ist ein so sympathischer Autor, der wenig Brimborium um sich selbst macht. Wenn das Publikum zu Anfang lange und laut klatscht, sagt er „Vielen Dank, aber so kann ich nicht vorlesen“. Dann hört das Publikum auf und Marc-Uwe liest. Schon immer fasziniert es mich, wie mühelos er die verschiedenen Stimmen und Dialekte spricht. Er liest und das Publikum lacht. Und dann sagt er plötzlich „Das nächste Kapitel ist dann das letzte“. Ganz cool fügt er hinzu: „Wir machen das so: Ich lese das vor, dann klatscht ihr, ich verstecke mich kurz und dann komme ich zurück und lese noch eins vor. So machen wir das.“ Ach, der Herr Kling :-D

Was lässt sich zum Schluss noch sagen? Es ist traurig, dass dies vielleicht wirklich der letzte Band der Reihe sein wird. Ach ja, und dass schwedische Wissenschaftler in einem Feldversuch an Finnen herausgefunden haben, dass dieses Hörbuch ganz besonders witzig ist, 91 Prozent, um genau zu sein, das habe ich irgendwo gelesen ;-)

19. Oktober 2018

Harry-Potter-Weltrekordversuch

Am Frankfurter-Buchmesse-Samstag veranstaltete der Carlsen Verlag, in dem Harry Potter in Deutschland natürlich erschienen ist, einen Weltrekordversuch: So viele Menschen als Harry Potter verkleidet wie möglich. Es galt, den Rekord aus Australien zu schlagen. Dieser lag bei 997.

Vorneweg: Der Rekord wurde nicht gebrochen. Nur rund 800 Harry Potters waren anwesend. Und das, obwohl der Verlag Verkleidungen verteilte. Vorgabe waren ein Umhang, eine Brille und eine Blitznarbe. Es wurden sogar irgendwann schwarze Müllsäcke zu Umhängen umfunktioniert. Leider hat auch das nicht geholfen.

Das Rahmenprogramm allerdings war sehr schön.

Mein Favorit war das Spiel „Zauberspruch oder Medikament?“ Die Zuschauer mussten erraten, ob es sich bei einem Wort um die Bezeichnung eines Zauberspruchs oder Medikamentes handelte. Wundervoll :-D

Der Zeicher der neuen Harry-Potter-Ausgabe, der Italiener Jacob Bruno, erzählte auf der Bühne, dass er tatsächlich am liebsten Harry Potter selbst gemalt hat. Dass seine „Lieblingsfigur“ aber Joanne K. Rowling sei, da sie die Welt erfunden habe und alles zusammenhalte.

Ein Quiz mit acht Zuschauern, zwei für jedes Haus, lockerte die Stimmung etwas auf, auch wenn der Moderator mit unlustigen, geskripteten Witzen für Augenrollen sorgte.

Rufus Beck las aus dem ersten Buch vor. Eindrucksvoll schallte Hagrids Stimme durch den Saal und durch die Hütte auf dem Felsen: „Harry, du bist ein Zauberer.“

Insgesamt war der Weltrekordversuch eine schöne Veranstaltung rund um Harry Potter. Alles war etwas hektisch und es tut mir leid, aber der Moderator wirkte wie jemand, den jemand anderes kurz zuvor in die Bücher eingeweiht hatte. Trotzdem, so eine Versammlung aus waschechten Harry-Potter-Fans kann an sich ja nur gut sein ;-)

15. Oktober 2018

Frankfurter Buchmesse 2018

Oktober-Special

Dieses Jahr war ich nur einen Tag auf der Frankfurter Buchmesse, und das am Privatbesucher-Samstag. Ich liebe die Atmosphäre dort und fahre jedes Jahr gerne hin. Aber dieses Mal habe ich mir mehr Zeit für meine Freunde, Bekannten und ehemaligen Kollegen genommen, als wie wild von einem Stand zum anderen zu rennen, um möglichst viele Eindrücke zu fotografieren.
Und das war schön.

Außerdem habe ich relativ viel Zeit bei zwei Veranstaltungen auf der Buchmesse verbracht, über die ich euch auch noch berichten werde: Marc-Uwe Kling hat aus den Känguru-Apokryphen gelesen und ich war beim Harry-Potter-Weltrekordversuch von Carlsen dabei.

Trotzdem habe ich ein paar Bilder gemacht, von meinen Lieblings-Eindrücken sozusagen:

Starten wir mit einem Überblick. Ich habe mich viel draußen aufgehalten, das Wetter war einfach zu schön und in den Hallen war wie immer die Hölle los. Vor allem in Halle 3.0, wo es für meinen Geschmack die besten Bücher gibt. Ich habe ein paar Bücher entdeckt, die ich mir zulegen werde. Habe mich von den anderen Besuchern durch die Gänge schubsen lassen. Habe minutenlang einfach die Cosplayer angeschaut, die an mir vorbeigelaufen sind. Habe aus DSGVO-Gründen keine Fotos von weniger als acht Menschen gemacht. Mit Ausnahme von bekannten Persönlichkeiten natürlich. Ich wusste gar nicht, wie entspannt eine Buchmesse sein kann.



Beim Carlsen-Stand gab es in der Hektik ein wenig Ruhe im Lesesessel am Kamin, mit der neuesten Ausgabe von Harry Potter, zum 20-jährigen Jubiläum. Auf einem Bildschirm darüber flammten Zitate auf von Lesern, denen die Buchreihe viel bedeutet. Also, theoretisch war dort Ruhe. In Wahrheit hat natürlich ein Fan nach dem anderen in dem Sessel gesessen, um ein Foto von sich machen zu lassen. Ich habe die wenigen Sekunden zwischen zwei Statisten ausgenutzt und dieses Bild gemacht.


Connie war natürlich auch am Carlsen-Stand.


Nachdem ich Ursula Poznanski im Lesezelt verpasst habe, erwischte ich sie noch am Ende eines Interviews zu ihrem neuen Buch Thalamus (Rezension Thalamus). Das Gespräch schloss mit den Worten „Wir hoffen, euch Lust auf das Buch gemacht zu haben, ohne viel darüber zu erzählen.“ Das ist tatsächlich schwierig bei diesem Buch :-D Die Autorin ist einfach super sympthisch und man kann ihr ganz wunderbar zuhören.


Bei Loewe hat Ursula Poznanski auch, zu Recht, ihre eigene Bücherwand. „Von mir selbst erschlagen“ schrieb sie dazu auf Instagram, mit einem Augenzwinkern.


Den Coppenrath-Stand finde ich auch immer sehr schön. Die Farben und Lichtverhältnisse sind tatsächlich angenehm im Gegensatz zu den anderen, und die Verantwortlichen lassen sich immer spannende Dekorationen einfallen.







Das waren auch schon meine Highlights, die nichts mit anderen Leuten zu tun haben. Das Wochenende habe ich hauptsächlich mit Chrissy verbracht: Ihr findet sie auf Instagram unter @library_of_imaginations :-)


Wer war noch auf der Messe? Was waren eure Highlights? Wer ist absichtlich nicht hingegangen?

Die FBM17

9. Oktober 2018