8. Februar 2017

Samantha Shannon: The Bone Season

Wie ich schlecht rein- und schlecht rauskam. Die Mitte war gut.






Ich bin die Woche ziemlich schlimm erkältet. Was leider nicht bedeutet, dass ich viel zum Lesen komme, denn heute ist der erste Tag, an dem ich überhaupt meine Augen aufhalten kann. Aber weil das weniger anstrengend ist, habe ich statt zu lesen einen Serien-Marathon gestartet. Um genau zu sein, Dr. Who und Black Mirror. Und dann habe ich Pretty Little Liars angefangen. Und da komme ich jetzt leider nicht mehr von weg :-D Ich unterbreche nur für euch und diese Rezension hier ;-)

Handlung

In einem zukünftigen London leben Menschen mit besonderen Fähigkeiten: Sie können mit dem Äther, der Geisterwelt kommunizieren. Ihre Fähigkeiten sind unterschiedlich, doch sie alle müssen sich vor der Regierung und der Polizei verstecken. Paige gehört zu ihnen. Sie schlägt sich durch, aber dann wird sie gekidnappt und wacht an einem Ort auf, der viel schlimmer ist als ihr London. Gemeinsam mit anderen voyants wird sie von den Rephaim im Kampf ausgebildet. Diese sehen zwar aus wie Menschen, weiter reichen die Ähnlichkeiten allerdings kaum. Paige muss sich im Training behaupten und gleichzeitig herausfinden, wie sie diesen Ort wieder verlassen kann.

Meinung

Es geschieht öfter, dass Geschichten in einer bestimmten Welt beginnen, diese erklären und man versteht langsam, was es mit den Dingen auf sich hat. Und dann wird man mit der Figur aus dieser Welt gerissen und in eine neue versetzt, die man neu verstehen muss. Das ist ein sehr mühsamer Prozess, der mir den Anfang extrem schwer gemacht hat. Zumal in diesem Fall die Erklärungen der Welt etwas rar ausfielen und man sich viel zusammenreimen muss.

Die Handlung konnte mich trotzdem nach den anfänglichen Schwierigkeiten sehr fesseln. Paiges Training und die Beziehungen, die sie aufbaut, bieten viel Zündstoff, die Figuren um sie herum müssen erst von ihr angeordnet werden. Veränderungen stehen an und Entscheidungen müssen getroffen werden. Paige erkennt ihre Feinde und geht einen gnadenlosen Kampf gegen diese ein.

Die Atmosphäre ist düster, nicht nur, weil die Menschen an dem neuen Ort tagsüber schlafen und nachts wachen. Die Stimmung ist dunkel, Gefahr lauert an jeder Ecke und Ablenkungen gibt es nicht. Die Stadt ist dreckig, das Essen zu wenig und das Training ist hart. In der neuen Welt gibt es keinen Trost und die Hoffnung ist schwer erkämpft. Das ist eine angenehme Abwechslung zu klischeehaft verteilten Lichtblicken, um Leser und Figuren bei Laune zu halten.

Was mir gut gefallen hat, sind die vielen Kleinigkeiten, die erst nach und nach ans Licht kommen. Sowohl die Zusammenhänge der Geschehnisse als auch neue Erkenntnisse für Paige werden Häppchenweise serviert. Die Motive der Figuren müssen mühsam herausgefiltert werden. Pagies Herkunft und ihre Träume und Ängste bleiben nicht nur neuen Freunden sondern auch dem Leser zunächst verborgen.

Paige als Hauptfigur ist aus diesem Grund vielleicht etwas schwer zu greifen. Der Leser kennt ihre Gegenwart sehr genau und glaubt sie zu Anfang eher flach. Nach und nach erst habe ich erkannt, was für eine Person sie tatsächlich ist. Wenn es eine andere Hauptfigur gibt, ist es der Rephaim Warden, mit richtigem Namen Arcturus. Er ist gleichzeitig Paiges Gegenspieler und der einzige, der ihr helfen kann. Auch über ihn erfährt der Leser lange nichts Hilfreiches.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich keinen der Charaktere besonders lieb gewonnen habe. Sie sind nicht auf Anhieb sympathisch und entwickeln sich auch nicht unebdingt dahin, sind jedoch genauso wenig unsympathisch. Das macht sie aber echt, denn sie handeln aus Motiven und Überzeugungen und nicht, um dem Leser zu gefallen.

Das Thema ist mir noch schwammig. Hier werden Menschen ausgegrenzt und verfolgt, die anders sind und nichts dafür können. Sie werden an einen Ort gebracht und dort wird ihre Kraft ausgenutzt. Gleichzeitig ist ihre Kraft die stärkste Waffe gegen ihre Unterdrücker. Das Ganze ist ein spannendes Abenteuer, mehr kann ich (noch) nicht fassen. Das Bild lässt sich auf alles und nichts übertragen. Aber vielleicht bin ich da zu kritisch.

Zusammengefasst hat mir das Buch also gut gefallen, es liest sich schnell und sehr spannend. Die Hintergründe der Figuren und des Settings fließen passend zusammen. Mir gefallen die Figuren, weil sie nicht auf Anhieb gefallen, sie wirken weniger durchkonstruiert und doch ganzheitlich. Eineinhalb Seifenblasen Abzug gibt es für einen schwierigen Start und ein schwieriges Ende (es gibt allerdings noch weitere Teile) und das schwierig erfassbare Thema.

Weitere Gedanken zum Buch: Achtung, Spoiler!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen