20. Mai 2018

Bilderreihe: 15 Mal Dystopie

Bei dem guten Wetter habe ich ein paar Fotos gemacht, die ich auf Instagram posten möchte. Aber ich dachte mir, die passen auch ganz schön hierher und deshalb seht ihr sie als Erste. Es geht um eine Dystopie-Fotoreihe, mein Lieblingsgenre. Mögt ihr das Genre? Habt ihr eins von den Büchern gelesen? Welches ist noch auf eurem SuB?















13. Mai 2018

Muttertag in der Jugendliteratur: Wo sind sie hin?

Mai-Special

Zum Muttertag wollte ich etwas schreiben über Mutterfiguren. Positive, negative, unterstützende, liebevolle, nervige. Ich stand also vor meinem Regal und schaute die Bücher an. Und stellte fest: Mütter in Jugendliteratur glänzen durch Abwesenheit. Schauen wir uns das im Detail an. (Achtung, hier wird bedingt gespoilert.)

Kategorie 1 von 2: Mütter verschwinden

Cornelia Funke: Tintenherz

Maggie lebt bei ihrem Vater, weil ihre Mutter durch einen Zauber verschwand. Sie erinnert sich nicht wirklich an sie. Ohne dass Maggie es weiß, ist ihr Vater Mo auf der Suche nach seiner Frau und somit treibt die Liebe der Frau und Mutter die Geschichte voran.

Veronica Roth: Divergent

Tris lebt bei ihren Eltern und ihre Mutter bringt ihr Liebe und Zuneigung entgegen. Sie versucht, ich zu helfen und sie zu unterstützen. Im Verlauf der Geschichte aber zieht Tris zu den Dauntless, fort von ihrer Familie. Beim einzigen Treffen mit ihrer Mutter findet das Mädchen heraus, dass diese einige Geheimnisse vor ihr hatte. Sie entfernt sich so auch emotional von ihr. Am Ende muss Tris zuschauen, wie ihre Mutter erschossen wird und muss nun endgültig ohne sie auskommen. Trotzdem kann sie auf den positiven Erfahrungen aus der Vergangenheit aufbauen. Das wird besonders am Ende des dritten Buches deutlich.

Joanne K. Rowling: Harry Potter

Harry ist ein Waisenjunge und wohnt bei seinen Verwandten. An seine Mutter hat er keine Erinnerung, aber früh erfährt er, dass seine Eltern ihn geliebt haben. Die Sehnsucht nach ihnen treibt Harry vor den Spiegel Nerhegeb. Die geisterhaften Gestalten seiner Eltern helfen ihm im Kampf gegen Voldemort, sowohl im vierten als auch im siebten Buch. Obwohl James und Lilly Potter tot sind, möchte Harry sie stolz machen und fühlt sich durch Zauber mit ihnen verbunden. Oft genug wird Harry erzählt, dass er innerlich und äußerlich viel Ähnlichkeit mit den beiden hat. Sie stärken ihn.

Jandy Nelson: Ich gebe dir die Sonne

In diesem Jugendbuch löst der Tod der Mutter die Geschichte an sich aus. Ihre beiden Kinder verändern sich stark und trauern um sie. Obwohl sie nicht mehr da ist, beeinflussen ihre früheren Handlungen immer noch den Plot. Die Jugendlichen und der Vater müssen das Bild von ihr ständig neu erfinden und sich trotzdem von ihr lösen, um ihr eigenes Leben fortzuführen.

Amy Ewing: Das Juwel

Violet wird ihrer Familie entrissen, um als Surrogate missbraucht zu werden. Bereits zu Beginn des Buches ist sie selbstständig und hat sich emotional von ihrer Mutter entfernt. Im Gegensatz zu ihrer Schwester ist die Mutter kaum noch relevant. Stattdessen übernimmt Violet die Rolle der Beschützerin für ihre Schwester Hazel. Durch die Abwesenheit der Mutter wächst die Hauptfigur selber zu einer Art Schutzengel für die Jüngere heran.

Suzanne Collins: Die Tribute von Panem

Dasselbe Prinzip treffen wir bei den Hunger Games an. Katniss hat von Anfang an die Mutterrolle für Prim inne und opfert sich sogar für ihre Schwester. Danach muss sie sich aber von beiden räumlich entfernen. Einzig der Gedanke, dass sie diese wichtige Rolle für Prim spielt, lässt sie kämpfen. Das alles gewinnt überhaupt an Gewicht, weil ihre eigentliche Mutter ihre Pflichten vernachlässigt.


Kategorie 2 von 2: Mütter? Gibt es hier nicht.

James Dashner: Maze Runner

In dieser Dystopie gibt es – zunächst – gar keine Erwachsenen. Die Jugendlichen sind auf sich gestellt und müssen über sich hinauswachsen. Sie werden nicht angeleitet von Ratschlägen, Rollenbildern oder Fürsorge. Das lässt sich schnell erwachsen werden und sich selbst Kraft geben.

Terry Pratchett: Maurice, der Kater

Obwohl in diesem Buch zwei Kinder große Rollen spielen, sind deren Mütter und auch Väter gar nicht zugegen. Der Leser erfährt auch nichts von Keiths Familie. Die beiden und auch die tierischen Figuren müssen sich selbst aus jeglichem Schlamassel befreien und können nicht auf die Hilfe oder Ratschläge einer Mutter hoffen.

Ursula Poznanski: Die Verratenen

Ria wächst als Waise auf und ihr fällt das zunächst gar nicht so sehr auf. Sie hat Lehrer und Vertraute, die ihr zur Seite stehen. Als sie jedoch mehr über ihre Vergangenheit erfährt und das Konzept einer Familie kennenlernt, fragt sie sich nach ihrer Herkunft. Trotzdem ist sie in der Lage, für sich selbst zu sorgen und sich aus gefährlichen Situationen zu retten.

Kai Meyer: Arkadien

Die Hauptfigur dieser Trilogie ist ganz bewusst eigenständig und allein unterwegs. Rosa ist tough und fühlt sich niemandem zugehörig. Im Verlauf der Geschichte lernt der Leser, dass ihr dennoch etwas fehlt und sie auf der Suche nach einer Bezugsperson ist. Sie muss über ihren Schatten springen und allein herausfinden, wer und was ihr hilft.

Kai Meyer: Die fließende Königin

Hier wird wieder mit dem Waisen-Motiv gearbeitet. Merle arbeitet wie viele andere Jugendliche für magische Handwerker und alle sind sie auf sich gestellt beziehungsweise aufeinander angewiesen, wenn es um so etwas wie Familie geht. Das Mädchen gerät unabsichtlich in ein rasantes Abenteuer, in dem sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für die jüngere Junipa kämpft.

Mütter sind in der Jugendliteratur grundsätzlich ein wichtiger Faktor. Für Heranwachsende gehören sie zum Leben und Mutterfiguren treffen die Realität der Leser. Was die Hauptcharaktere in den Büchern aber stark macht, ist die Abwesenheit der Mütter. In der zweiten Kategorie kämpfen sich die Jugendlichen von vorn herein allein durch das Leben und die Abenteuer. Weil sie auf sich gestellt sind, wachsen sie über sich hinaus. Sie müssen selbst bestehen und können sich nicht auf den Rat einer Mutter verlassen. Die Charaktere aus Kategorie 1 hatten das Glück, mütterliche Fürsorge und Ratschläge zu bekommen oder fühlen sich ihnen zumindest verbunden. Trotzdem müssen auch sie früher oder später ohne eine Mutter, und oft auch ohne Vater, auskommen. Die emotionale und räumliche Trennung stellt sie auf eine Probe, die sie allein bestehen müssen. Plötzlich müssen auch sie für sich selbst und nicht selten auch für andere kämpfen.

Eine Ablösung von der Mutter und vom Elternhaus an sich ist etwas, das auch die Zielgruppe beschäftigt, die gerade erwachsen wird und von nun an für sich selber einstehen muss. Die Hauptcharaktere sind zunächst davon gehemmt oder lernen noch, allein klarzukommen. Die harte Probe aber lässt sie wachsen und ihre Grenzen übertreten. Sie schaffen es, ihre Abenteuer ohne mütterliche Hilfe zu bestehen, und werden zum Helden der Geschichte.

Liebe Mütter! Leider seid ihr in der Jugendliteratur eher abwesend, das liegt in der Sache der Pubertät. Trotzdem sind eure Liebe und eure Ratschläge der Motor, der viele der Hauptfiguren antreibt. Wenn die Charaktere ihr Abenteuer allein bestehen, dann habt ihr euren Job richtig gemacht. Danke für eure Unterstützung, die selbst dann greift, wenn ihr nicht da seid. In den Geschichten wie im wahren Leben.

5. Mai 2018

Marah Woolf: Bookless

Eine neue Buchreihe über Bücher! So etwas musste in mein Regal. Was gibt es Schöneres, als von anderen Menschen zu lesen, wie sehr sie Bücher mögen? Wenig. Aber ob man unbedingt immer eine Geschichte drum herum schmieden muss ...






Daten: Oetinger Taschenbuch, Hamburg, 2017, 8,99 €, 336 Seite, Teil 1 von 3


Handlung

Lucy wohnt seit Kurzem in London, besucht das College und arbeitet in der London Library. Schon als kleines Kind in einem Waisenhaus liebte sie Bücher mehr als alles andere und sich mit Literatur zu beschäftigen ist ihr größter Wunsch. Als im Archiv der Bücherei plötzlich Exemplare vor ihren Augen leer werden und nur noch aus unbedruckten Seiten bestehen, ist sie ratlos. Und dass sich außer ihr auch niemand mehr an die Titel erinnert, ist alarmierend. Hat ihre neue Bekanntschaft Nathan damit zu tun? Warum brennt ihr buchförmiges Mal am Handgelenk plötzlich? Und sprechen wirklich die Bücher zu ihr?

Meinung

Bookless ist ein liebevoller und niedlicher Jugendroman, der die Faszination für das geschriebene Wort in der Vordergrund stellt. Es geht vor allem um die Beziehung zwischen Lucy und den Büchern. Diese wird beeinflusst von ihrer verborgenen Vergangenheit und ihrer Fähigkeit, mit Büchern zu kommunizieren. Die Geschichte ist spannend, das Thema ist toll, aber die Charaktere sind flach.

Die Handlung hat mich Seite um Seite umblättern lassen und erreichte durch verschiedene Cliffhanger und Ereignisse ein flottes Tempo. Nach einigen Seiten wechselt auch die Erzählperspektive und der Leser verfolgt die Geschichte aus der Sicht anderer Figuren. Das ist ein interessanter Kniff und in Jugendbüchern gar nicht selten, es gefällt mir jedoch nicht ganz so gut. Ich habe viel mehr erfahren, als die Hauptfigur Lucy weiß. An manchen Stellen wird die Handlung dadurch spannend und man möchte dem Mädchen zurufen, doch anders zu handeln. Trotzdem finde ich es meist schöner, alles gemeinsam mit einer Figur aufzudecken. Ich sehe hier leider keinen besonderen Grund, die Perspektive zu wechseln. Der Spannungsbogen ist von Anfang an relativ weit oben und steigert sich dann auch nicht mehr viel. Langweilig jedoch wird es nicht. Da das Ganze als Trilogie angelegt ist, endet der erste Band auch mit einem Cliffhanger.

Die Figuren sind extrem stereotypisch und leider konnte ich manchmal auch ihre Handlungen nicht nachvollziehen. Sie denken nicht nach, bevor sie etwas tun, und oft reicht ein kleines Wort und sie sind von einer anderen Meinung überzeugt. Es wirkt, als seien sie keine richtigen Menschen, sondern unterstützten mit bestimmten Handlungen und Dialogen lediglich die Story. Zwar bekommt der Leser einen Einblick in die Gedanken und Gefühle der einzelnen Personen, diese aber stehen felsenfest und doch unbegründet da. Ich habe mich auch gefragt, für welches Alter dieses Buch sinnvoll ist. Lucy ist 17 Jahre alt und entwickelt durchaus romantische Gefühle, die diesem Alter entsprechen. Der Rest der Geschichte aber und viele Handlungen der Figuren würden mich auf ein Buch für Kinder und Jugendliche zwischen elf und 14 Jahren schließen lassen.

Das Thema ist natürlich wundervoll. Bücherliebe trifft die Zielgruppe genau ins Herz und fängt dadurch viele Sympathisanten. Lucys Liebe zum geschriebenen Wort kommt auch gut und glaubwürdig rüber. Die Beschreibung der Bibliothek und des riesigen, fast schon geheimen Archivs ist sehr romantisch und machen das Buch an den Stellen zu einem großen Lesevergnügen. Die Erklärungen für die mystischen Begebenheiten finde ich noch sehr rar und sie wirken leider etwas an den Haaren herbeigezogen. Ich verstehe noch nicht wirklich, was da im Hintergrund vor sich geht.

Insgesamt bin ich mit dem Buch also mäßig zufrieden. Der wichtigste Grund für den Punkteabzug sind die Figuren, die sich einseitig, stereotyp und manchmal nicht nachvollziehbar verhalten. Die ganze Geschichte rund um die verschwundenen Bücher ist phantasievoll, aber auch gekünstelt. Gerne hätte ich schon im ersten Band mehr Erklärungen bekommen, was in der Vergangenheit passiert ist und warum sich wer wie verhält. Das haben leider auch die (dadurch) unnötigen Perspektivwechsel nicht wirklich gebracht. Die Spannung allerdings und der Lesefluss sind so gut gelungen, dass ich das Buch sehr schnell durchgelesen habe und auch in Erwägung ziehe, die anderen Teile zu lesen.

Bookless von Marah Woolf ist also ein Hin- und Hergerissensein zwischen guter Spannung und langweiligen Figuren.

Weitere Gedanken zum Buch: Achtung, Spoiler!

Spoiler: Marah Woolf: Bookless

zum Haupt-Post ohne Spoiler

Daten: Oetinger Taschenbuch, Hamburg, 2017, 8,99 €, 336 Seiten

Wie im Hauptpost zu lesen, haben mich am meisten die flachen Figuren gestört.
Das Buch konnte mir einfach nicht erklären, warum Nathan der Meinung ist, die Bücher sollten von den Menschen ferngehalten werden. Weder er noch sein Großvater bringen akzeptierbare Gründe dafür. Lucys gegenteilige Meinung kommt dem Leser natürlich wie die richtige vor, aber auch sie gibt keine Argumente, warum das so ist.
Die Geschichten, die Lucy durch das Medaillon sieht, sind zwar spannend, jedoch finde ich sie als Überzeugungsarbeit für Lucys Handeln schwach. Nur weil fremde Frauen anderer Meinung sind als der Bund, muss sie deren Standpunkt nicht annehmen.
Auch dass Nathan seinen Großvater mit wenigen Worten überzeugen kann, allein mit Lucy fertig zu werden und sie nicht vernichten zu lassen, ist merkwürdig.

Plötzlich kommt zu dem phantasievollen Part ein religiöser hinzu und ich habe noch nicht verstanden, was die Bücher mit Katharern zu tun haben. Tatsächlich gab es diese Glaubensrichtung und ihr wohnte ein Dualismus inne, aber mir fehlt völlig die Verbindung zu der Geschichte.

Die Romanze zwischen Nathan und Lucy entwickelt sich viel zu schnell und hat in dem Sinne auch wenig romantische Züge. Oft genug wird betont, dass Nathan wirklich gut aussieht. Aber was hat er eigentlich für anziehende Charakterzüge? Und was gefällt ihm an Lucy? Lediglich, dass sie Bücher mag?

Der Perspektivwechsel ist meiner Meinung nach nicht gelungen. Besonders, weil er nicht von einem Kapitel oder Abschnitt zum nächsten stattfindet, sondern manchmal mitten darin. Dadurch war ich zwei-, dreimal sehr irritiert, in wessen Gedanken ich denn da gerade schaue. Zusätzlich hat er auch keine spannenden Erklärungen geliefert und ich wusste lediglich, wer da wie denkt. Warum – keine Ahnung.

Die Spannung auf der anderen Seite ist gut gemacht. Ich möchte wissen, was mit den Büchern geschieht, warum das so ist und wie Lucy gedenkt, sie zu retten. Die beiden (wahrscheinlichen) Morde am Vikar und Madam Moulin stellen eine große Gefahr dar, die auf das Mädchen und wahrscheinlich auch Nathan zukommt. Ich freue mich schon darauf, wenn Lucy dem Bund die Stirn bietet und sich die Menschen endlich wieder an Austens Emma erinnern. Und ich möchte schon auch erfahren, was es denn mit diesem Bund genau auf sich hat. Ich hoffe, diese Wünsche werden mir erfüllt.