5. Mai 2018

Marah Woolf: Bookless

Eine neue Buchreihe über Bücher! So etwas musste in mein Regal. Was gibt es Schöneres, als von anderen Menschen zu lesen, wie sehr sie Bücher mögen? Wenig. Aber ob man unbedingt immer eine Geschichte drum herum schmieden muss ...






Daten: Oetinger Taschenbuch, Hamburg, 2017, 8,99 €, 336 Seite, Teil 1 von 3


Handlung

Lucy wohnt seit Kurzem in London, besucht das College und arbeitet in der London Library. Schon als kleines Kind in einem Waisenhaus liebte sie Bücher mehr als alles andere und sich mit Literatur zu beschäftigen ist ihr größter Wunsch. Als im Archiv der Bücherei plötzlich Exemplare vor ihren Augen leer werden und nur noch aus unbedruckten Seiten bestehen, ist sie ratlos. Und dass sich außer ihr auch niemand mehr an die Titel erinnert, ist alarmierend. Hat ihre neue Bekanntschaft Nathan damit zu tun? Warum brennt ihr buchförmiges Mal am Handgelenk plötzlich? Und sprechen wirklich die Bücher zu ihr?

Meinung

Bookless ist ein liebevoller und niedlicher Jugendroman, der die Faszination für das geschriebene Wort in der Vordergrund stellt. Es geht vor allem um die Beziehung zwischen Lucy und den Büchern. Diese wird beeinflusst von ihrer verborgenen Vergangenheit und ihrer Fähigkeit, mit Büchern zu kommunizieren. Die Geschichte ist spannend, das Thema ist toll, aber die Charaktere sind flach.

Die Handlung hat mich Seite um Seite umblättern lassen und erreichte durch verschiedene Cliffhanger und Ereignisse ein flottes Tempo. Nach einigen Seiten wechselt auch die Erzählperspektive und der Leser verfolgt die Geschichte aus der Sicht anderer Figuren. Das ist ein interessanter Kniff und in Jugendbüchern gar nicht selten, es gefällt mir jedoch nicht ganz so gut. Ich habe viel mehr erfahren, als die Hauptfigur Lucy weiß. An manchen Stellen wird die Handlung dadurch spannend und man möchte dem Mädchen zurufen, doch anders zu handeln. Trotzdem finde ich es meist schöner, alles gemeinsam mit einer Figur aufzudecken. Ich sehe hier leider keinen besonderen Grund, die Perspektive zu wechseln. Der Spannungsbogen ist von Anfang an relativ weit oben und steigert sich dann auch nicht mehr viel. Langweilig jedoch wird es nicht. Da das Ganze als Trilogie angelegt ist, endet der erste Band auch mit einem Cliffhanger.

Die Figuren sind extrem stereotypisch und leider konnte ich manchmal auch ihre Handlungen nicht nachvollziehen. Sie denken nicht nach, bevor sie etwas tun, und oft reicht ein kleines Wort und sie sind von einer anderen Meinung überzeugt. Es wirkt, als seien sie keine richtigen Menschen, sondern unterstützten mit bestimmten Handlungen und Dialogen lediglich die Story. Zwar bekommt der Leser einen Einblick in die Gedanken und Gefühle der einzelnen Personen, diese aber stehen felsenfest und doch unbegründet da. Ich habe mich auch gefragt, für welches Alter dieses Buch sinnvoll ist. Lucy ist 17 Jahre alt und entwickelt durchaus romantische Gefühle, die diesem Alter entsprechen. Der Rest der Geschichte aber und viele Handlungen der Figuren würden mich auf ein Buch für Kinder und Jugendliche zwischen elf und 14 Jahren schließen lassen.

Das Thema ist natürlich wundervoll. Bücherliebe trifft die Zielgruppe genau ins Herz und fängt dadurch viele Sympathisanten. Lucys Liebe zum geschriebenen Wort kommt auch gut und glaubwürdig rüber. Die Beschreibung der Bibliothek und des riesigen, fast schon geheimen Archivs ist sehr romantisch und machen das Buch an den Stellen zu einem großen Lesevergnügen. Die Erklärungen für die mystischen Begebenheiten finde ich noch sehr rar und sie wirken leider etwas an den Haaren herbeigezogen. Ich verstehe noch nicht wirklich, was da im Hintergrund vor sich geht.

Insgesamt bin ich mit dem Buch also mäßig zufrieden. Der wichtigste Grund für den Punkteabzug sind die Figuren, die sich einseitig, stereotyp und manchmal nicht nachvollziehbar verhalten. Die ganze Geschichte rund um die verschwundenen Bücher ist phantasievoll, aber auch gekünstelt. Gerne hätte ich schon im ersten Band mehr Erklärungen bekommen, was in der Vergangenheit passiert ist und warum sich wer wie verhält. Das haben leider auch die (dadurch) unnötigen Perspektivwechsel nicht wirklich gebracht. Die Spannung allerdings und der Lesefluss sind so gut gelungen, dass ich das Buch sehr schnell durchgelesen habe und auch in Erwägung ziehe, die anderen Teile zu lesen.

Bookless von Marah Woolf ist also ein Hin- und Hergerissensein zwischen guter Spannung und langweiligen Figuren.

Weitere Gedanken zum Buch: Achtung, Spoiler!

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