zum Haupt-Post ohne Spoiler
Daten: Oetinger Taschenbuch, Hamburg, 2017, 8,99 €, 336 Seiten
Wie im Hauptpost zu lesen, haben mich am meisten die flachen Figuren gestört.
Das Buch konnte mir einfach nicht erklären, warum Nathan der Meinung ist, die Bücher sollten von den Menschen ferngehalten werden. Weder er noch sein Großvater bringen akzeptierbare Gründe dafür. Lucys gegenteilige Meinung kommt dem Leser natürlich wie die richtige vor, aber auch sie gibt keine Argumente, warum das so ist.
Die Geschichten, die Lucy durch das Medaillon sieht, sind zwar spannend, jedoch finde ich sie als Überzeugungsarbeit für Lucys Handeln schwach. Nur weil fremde Frauen anderer Meinung sind als der Bund, muss sie deren Standpunkt nicht annehmen.
Auch dass Nathan seinen Großvater mit wenigen Worten überzeugen kann, allein mit Lucy fertig zu werden und sie nicht vernichten zu lassen, ist merkwürdig.
Plötzlich kommt zu dem phantasievollen Part ein religiöser hinzu und ich habe noch nicht verstanden, was die Bücher mit Katharern zu tun haben. Tatsächlich gab es diese Glaubensrichtung und ihr wohnte ein Dualismus inne, aber mir fehlt völlig die Verbindung zu der Geschichte.
Die Romanze zwischen Nathan und Lucy entwickelt sich viel zu schnell und hat in dem Sinne auch wenig romantische Züge. Oft genug wird betont, dass Nathan wirklich gut aussieht. Aber was hat er eigentlich für anziehende Charakterzüge? Und was gefällt ihm an Lucy? Lediglich, dass sie Bücher mag?
Der Perspektivwechsel ist meiner Meinung nach nicht gelungen. Besonders, weil er nicht von einem Kapitel oder Abschnitt zum nächsten stattfindet, sondern manchmal mitten darin. Dadurch war ich zwei-, dreimal sehr irritiert, in wessen Gedanken ich denn da gerade schaue. Zusätzlich hat er auch keine spannenden Erklärungen geliefert und ich wusste lediglich, wer da wie denkt. Warum – keine Ahnung.
Die Spannung auf der anderen Seite ist gut gemacht. Ich möchte wissen, was mit den Büchern geschieht, warum das so ist und wie Lucy gedenkt, sie zu retten. Die beiden (wahrscheinlichen) Morde am Vikar und Madam Moulin stellen eine große Gefahr dar, die auf das Mädchen und wahrscheinlich auch Nathan zukommt. Ich freue mich schon darauf, wenn Lucy dem Bund die Stirn bietet und sich die Menschen endlich wieder an Austens Emma erinnern. Und ich möchte schon auch erfahren, was es denn mit diesem Bund genau auf sich hat. Ich hoffe, diese Wünsche werden mir erfüllt.
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