September-Special
... oder wie ich mich richtig auf das Lesen vorbereite
Zum ersten Mal jährt sich das "Special" - vor zwölf Monaten habe ich das erste auf diesem Blog verfasst. Ich werde gerade fast wehmütig und nostalgisch angesichts der Zeit, die vergeht, und zum Beispiel wegen des Oktober-Specials letztes Jahr, da war ich in Kopenhagen - hach!
Nichtsdestotrotz.
Lesen ist nicht gleich lesen.
Der Alltag hat auch die Buchliebhaber fest im Griff, das Geld für die Lektüren will beschafft werden und die Zeit, die man unterwegs verbringt, summiert sich auf. Die ganz hart gesottenen Leseratten haben natürlich immer ein Buch in der Tasche, lesen im Zug, in der Bahn, sitzend und auch stehend. Manche können sich zwischen den Pendlern, Einkäufern und lauten Kindern tatsächlich noch auf die Geschichte konzentrieren. Die Mittagspause hält her, wenn das Buch gerade auf einem spannenden Höhepunkt ist. Ganz mutige können sogar im Gehen lesen und erreichen sicher ihr Ziel. Das ist nicht für jedermann etwas.
Man will das neue Buch aber auch bald durch bekommen, das nächste wartet schon im Regal oder auf dem Nachttisch, Freunde möchten wissen, wie man die Geschichte gefunden hat, der eigentliche Besitzer des Buches fragt, ob man schon fertig ist und es zurückgeben kann.
So quält man sich abends manchmal totmüde durch die Seiten, um doch weiterzukommen. Manchmal sitzt man fertig vom Tag vor dem Fernseher und hat fast ein schlechtes Gewissen, nicht zu lesen. Dass das nicht sein muss, denn jeder kann ja machen, was er will, darüber streiten wir nicht. Jetzt gerade denke ich, statt mich hier über das Lesen auszulassen, könnte ich es auch einfach tun.
Hier sprechen wir heute aber nicht von diesem gezwungenen Galopp durch die Regale, von einem anstrengenden Marsch über die Gipfel der Literatur. Nein.
Wir zelebrieren das Lesen.
Denn es ist nicht nur Zeitvertreib, soll nicht ermüdend sein. Es ist Träumen, Abenteuer, Abschalten. Lesen, was man lesen möchte, und erleben, was man erleben will. Wir nehmen die Bücher, die uns wirklich interessieren, und dann bereiten wir Bücherwürmer uns vor. Zum Prozess gehört so einiges dazu, die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Eine Party bereitet man doch auch vor, auf einen Trip geht man nicht ohne Gepäck.
Ich habe ein paar Freunde in einer Nachricht aufgefordert: "Werft doch mal wahllos Dinge in den Raum, die für euch zum Lesen dazugehören." Folgendes kam dabei rum:
M: Bett 😂
N: Tee und eine Kuscheldecke
S: Am Buch riechen 😁
N: Diese perversen immer 😉 😜
S: Und ein buch
L: Kuscheldecke, Tee und Lebkuchen bzw Plätzchen im Winter. Balkon, Eistee, Obstsalat im Sommer ;)
N: Jogginghose
J: Heißer Kakao mit Amaretto :-P Und eine Decke und Regen und Gewitter draußen und nen Kamin
JK: Couch
H: Nur der Text in egal welcher Form, mehr brauche ich nicht...
SN: Papier, ich bin Old School 😂
L: Jaa, definitiv nur Papier! :)
LS: Daumen Hoch.
JK: Und Bier haha. Eine kuschelige gemütliche Decke darf nicht fehlen
A: Kuschelbett, alternativ Sandstrand und Sonne und zur Not tuts auch ein Sitzplatz im Zug
E: Das Buch reicht mir. Egal wo, ob im Bett oder in der Bahn 😆 Eins ist in der Regel immer dabei.
V: Badewanne, Toilette 😆
Die Vorstellungen driften ein wenig auseinander, der allgemeine Tenor aber zielt auf eine gemütliche Atmosphäre mit einem passenden Getränk ab. Ganz meine Meinung!
Manche Leute lesen, indem sie das Buch aufschlagen. Eine merkwürdige Sache! ;-)
(Zugegeben, an manchen Tagen beneide ich die Überall-Leser ...)
Das Ganze funktioniert völlig anders: Zunächst muss das Buch ausgewählt werden. Man kann natürlich das Current Read weiterverfolgen. Wenn das aber eventuell nicht so zusagt oder man gerade fertig ist, erfolgt erst einmal die Wahl der Lektüre. Das kann dauern! Welche Stimmung haben die Bücher? Welche ich? Was passt zusammen? (Über E-Books müssen wir hier gar nicht reden. Was soll das für eine Stimmung sein, wenn ich nicht am Buch schnüffel kann? :-P) Mit dem Auserwählten in der Hand geht es weiter.
Dann die wichtigste Frage überhaupt: Wo lese ich? Meine Nummer eins ist mein Bett. Mit Kuscheldecke natürlich. Wahlweise funktionieren andere Orte auch, das Sofa (nach Möglichkeit vor dem Kamin, angezündet), ein gemütlicher Sessel oder der Sandstrand, wenn erreichbar. Bisweilen plagt den gemeinen Bücherwurm gutes Wetter. Dann fasst er sich ein Herz und baut seinen Leseplatz in der Außenwelt auf. Aber eigentlich gehören Regen und Gewitter zum Lesen, wie J schon sagt ;-) Der leidenschaftliche Leser legt jetzt das Buch schon mal ordentlich hin.
Wetter ist auch ein gutes Stichwort: Passend dazu muss ein Getränk ausgewählt werden. Ist es warm, kommt das kühle Bier oder ein frischer Saft infrage. Ist es kühl, der Lieblingstee, mit einem Löffel Honig. Die Tageszeit kann auch eine Rolle spielen, am Morgen tut da ein Kaffee gut. Im Winter spielen die kuschelige Decke und dicke Socken eine große Rolle in der Sache. Für den ein oder anderen stehen neben dem Getränk die obligatorischen Kekse oder Ähnliches. Hübsch angeordnet und im Sitzen oder Liegen erreichbar, das ist wichtig!
Umschauen. Alles da? Decke, Kissen, Getränk, Buch, ja auch das Handy. Noch einmal zur Toilette. (Wahlweise dort mit dem Lesen beginnen, wie V es tut ;-)) Inzwischen kann eine gute halbe Stunde vergangen sein. Bei schwieriger Buchauswahl auch mehr.
Hinsetzen und mit dem Hintern rumrutschen, bis man eine gemütliche Position gefunden hat. Kommt man noch ohne Anstrengung an die Verpflegung? Gut. Jetzt das Buch in die Hand nehmen. Nein, nein, nicht aufschlagen. Seid ihr verrückt? Angucken, anfassen. Sich freuen. An den Seiten riechen. Dann aufschlagen. Von innen riechen, vielleicht ist der Duft da anders? Sich das Lesezeichen anschauen und über hübsche Exemplare freuen. Es ordentlich neben sich legen.
Tief durchatmen.
Und los.