5. April 2018

Ernest Cline: Ready Player One

Arrow Books 2012, first published by Random House 2011, London






Heute kommt Ready Player One in die deutschen Kinos. Grund genug, den Jugendroman im Vorfeld zu lesen und auch zu beurteilen. Als ich vorletzte Woche den Trailer im Fernsehen gesehen habe, musste ich das Buch direkt anfangen.

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Handlung

2045 ist die Zerstörung der Welt durch Menschen und Klimawandel fortgeschritten. So gut wie alle existierenden Menschen flüchten sich tagtäglich in die virtuelle Welt der OASIS. Dieses Computerspiel ist mittlerweile zu mehr geworden: Dort geht man zur Schule, arbeitet und das reale Bankkonto wurde durch das digitale in dieser Welt ersetzt. Als der Erfinder und Programmierer der OASIS stirbt, vermacht er sein Erbe demjenigen, der sein eingebautes Easter Egg findet. Wer die Hinweise entschlüsselt, wird unfassbar reich und mächtig. Der 18-jährige Wade macht sich auf den Weg. Aber er ist bei Weitem nicht allein. Geldgierige Konzerne wollen die OASIS beherrschen.

Meinung

Die Handlung ist schnell und von der Suche nach den Hinweisen geleitet. Die Story findet hauptsächlich in der OASIS statt und geht nur gelegentlich zurück in die Realität. Wade ist beschäftigt mit Schule, Nachdenken über die Hinweise und Videospiele spielen. Die Geschichte gerät ins Rollen, als er den ersten Hinweis entschlüsselt. Von da an sind alle Spieler und der Antagonist, der machthungrige Konzern IOI, hinter dem Easter Egg her. Die Idee hat mir gut gefallen und ich musste unbedingt wissen, wie es weiter geht. Da auch ich gerne Computerspiele zocke und ein paar angesprochene Filme, Spiele, Serien und Anspielungen im Buch kannte, fühlte ich mich in der Umgebung sehr wohl. Es hat nicht gestört, dass das Online-Game-Universum so erklärt wurde, dass auch jemand ohne geringste Ahnung davon es versteht. Das rechne ich der Geschichte positiv an. Jedoch fielen Wade die Dinge manchmal etwas sehr in den Schoß. Ihm geschehen durchaus sehr viele Zufälle, die ihm auf der Suche helfen. Außerdem wurden die wichtigen Szenen meiner Meinung nach oft schnell abgehandelt und Fragen blieben offen, während an anderen Stellen ganze Absätze lediglich das Cockpit eines Fahrzeuges beschrieben.

Die Hauptfigur Wade ist der typische Held aus Jugendbüchern. Ohne Eltern lebt er bei seiner Tante, die ihn nicht versteht. Er ist arm, aber nett, nicht außerordentlich hübsch und unerfahren beim anderen Geschlecht. Ohne nennenswerte negative Eigenschaften ist sein einziges Ziel, das Erbe zu erlangen und damit alle zu retten. Denn der Antagonist IOI will mit der Macht über die OASIS das Nutzen kostenpflichtig machen und das virtuelle Leben zu wirtschaftlichen Zwecken nutzen. Dafür gehen die Mitarbeiter über Leichen und halten sich nicht an die Regeln, die in dieser Welt gelten. Die Charaktere sind leicht zwischen Schwarz und Weiß aufzuteilen. In dem Genre empfand ich das allerdings selten als schlimm.

Der Stil ist einfach gehalten und sehr flüssig zu lesen. Bis auf ein paar Beschreibungen, die ich übersprungen habe (und das nur am Ende, als es zum Showdown geht und ich ungeduldig wurde), habe ich mich nicht gelangweilt. Ob jemand, der mit Video- und Computerspielen gar nichts am Hut hat, sich in der Geschichte wohl fühlt, kann ich nicht beurteilen. Es wird auf jeden Fall alles erklärt und erläutert. Die Dialoge bleiben auf einer typischen Ebene mit wenig Einfallsreichtum, sind aber nicht unglaubwürdig und passen zu den Jugendlichen.

Das Thema hat mich gefesselt. Die Umgebung einer virtuellen Realität und eine Suche, deren Ende das Leben der Menschen beeinflusst, sind das, was mich die Seiten hat umblättern lassen. Natürlich ist es nicht mit einem Spiel zu vergleichen, es ist ein Buch. Aber der Einfluss eines ganzen Nerd-tums (wie es scheint) verleiht der Geschichte einen großen Reiz. Es werden viele Filme und Spiele angesprochen, die man kennt und die ich auch gut finde. Es geht vor allem um Klassiker aus den 1980er Jahren und ich in meinem Alter (:-D) verstehe das. Ob die jüngeren Leser sich angesprochen fühlen, ist schwierig zu sagen. Eine Kritik an virtuellen Welten könnte auf dieser Grundlage in der Geschichte aufgebaut werden. Der Clash zwischen Realität und Spiel nimmt an manchen Stellen sogar Anlauf. Doch er findet nie statt und die Tatsache, dass die Menschheit sich in der Virtualität verliert, wird ohne positive oder negative Anmerkungen dahingestellt.

Insgesamt gefiel mir also vor allem das Thema und das Setting in Ready Player One. Auch der gut zu lesende Stil und die Suche nach dem Easter Egg führten dazu, dass ich gut durch das Buch kam. Durch die Schwächen – zu viele Zufälle, zu einseitige Figuren und gelegentlich zu viel bzw. zu wenig Beschreibung – ziehe ich zwei von fünf Seifenblasen ab. Auch die Kritik an virtuellen Welten – positiv wie negativ – hätte mehr ausgebaut werden können, vor allem, da sie so aktuell ist.

Weitere Gedanken zum Buch: Achtung, Spoiler! 


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