28. Oktober 2018

Marc-Uwe Kling: Die Känguru-Apokryphen [Rezension + Lesung]

Wie die Känguru-Reihe endlich, endlich weiterging.

Hörbuch: Marc-Uwe Kling: Die Känguru-Apokryphen
Am Freitag lag ich krank auf dem Sofa und konnte mich darüber überhaupt nicht beschweren. Denn ich habe die kompletten Känguru-Apokryphen von Marc-Uwe Kling gehört. Ich habe absichtlich gewartet, dafür ganz allein zu sein, und habe die kurzen Stories quasi gebinge-hört.

Wer die Känguru-Chroniken und die zwei vorigen Fortsetzungen noch nicht kennt, hat etwas verpasst und hört jetzt bitte sofort auf zu lesen und kauft sich mindestens den ersten Teil. Ja, ich liebe diese Bücher sehr. Sie die witzigsten gesellschaftskritischen Episoden überhaupt. Vielleicht habe ich nicht alle gelesen, die es gibt, aber sei’s drum.

Die Känguru-Apokryphen: Inhalt

Der vierte Teil der aufmüpfiges-Beuteltier-Reihe spielt zu keinem bestimmten Zeitpunkt und knüpft nicht an den dritten Teil an. Es sind kurze Geschichten, die Marc-Uwe vergessen hat, aufzuschreiben. Sie gehören irgendwo in die drei anderen Teile, aber wichtig ist das sowieso nicht. Der Kleinkünstler und das Känguru wohnen zusammen in Berlin und philosophieren, streiten sich und gehen anderen Menschen auf deren strapazierte Nerven.

In diesem Teil lernen Nazis, dass sie unter Minderwertigkeitskomplexen leiden, und alle anderen Wähler, wann sie doch die SPD wählen dürfen. Der Leser begleitet Marc-Uwe und das Känguru zurück in die Zukunft – ein neuer Club – und wird Zeuge, wie das Känguru einem Polizisten erklärt, dass der Körper automatische Mechanismen gegen das Sterben durch Höflichkeit entwickelt hat. Der Polizist dürfe also ruhig mal höflich sein.

Die beiden Hauptfiguren treffen Entscheidungen ab sofort mit einem Open Schnick: Schnick Schnack Schnuck mit neuen Regeln. Man darf sich völlig frei Dinge ausdenken, um sie mit den Händen darzustellen, eine Kettensäge zum Beispiel oder einen herabstürzenden Meteor (der übrigens ein Pleonasmus ist). Ohne Brunnen, versteht sich.

Die Känguru-Apokryphen: Meinung







Ich weiß ja nicht, ob es schon zwischen den Zeilen zu lesen war – ich liebe die Känguru-Bücher. Auch dieses ist wieder ein gelungener Streich des versierten Autors. Zugegeben, so richtig laut gelacht habe ich etwas weniger als bei den Büchern davor. Aus einem ordentlichen Schmunzeln kam ich aber keine Sekunde heraus.

Die einzelnen Geschichten erinnern mich besonders an das zweite Buch, in dem sich die beiden Protagonisten schon sehr gut kennen. Es gibt aber nicht wie im dritten Band eine durchgehende Handlung. Trotzdem ist der Leser oder Hörer natürlich nicht sicher vor Running Gags. Auch einige Anspielungen auf die vorigen Bände sind der Grund für das anhaltende Schmunzeln.

Lesung der Känguru-Apokryphen auf der Frankfurter Buchmesse

Ich dachte ja immer, ich sei der größte Känguru-Fan. Weil ich die Bücher so sehr mag. Zum Fantum gehört aber scheinbar einiges mehr, zum Beispiel im Känguru-Kostüm zur Lesung zu erscheinen oder den Autor mit Känguru-Keksen ködern zu wollen. Das möchte ich allerdings beides nicht machen. Kekse weggeben, was für ein Schwachsinn.

Marc-Uwe Kling auf der Frankfurter Buchmesse
Die Lesung war super! Marc-Uwe Kling ist ein so sympathischer Autor, der wenig Brimborium um sich selbst macht. Wenn das Publikum zu Anfang lange und laut klatscht, sagt er „Vielen Dank, aber so kann ich nicht vorlesen“. Dann hört das Publikum auf und Marc-Uwe liest. Schon immer fasziniert es mich, wie mühelos er die verschiedenen Stimmen und Dialekte spricht. Er liest und das Publikum lacht. Und dann sagt er plötzlich „Das nächste Kapitel ist dann das letzte“. Ganz cool fügt er hinzu: „Wir machen das so: Ich lese das vor, dann klatscht ihr, ich verstecke mich kurz und dann komme ich zurück und lese noch eins vor. So machen wir das.“ Ach, der Herr Kling :-D

Was lässt sich zum Schluss noch sagen? Es ist traurig, dass dies vielleicht wirklich der letzte Band der Reihe sein wird. Ach ja, und dass schwedische Wissenschaftler in einem Feldversuch an Finnen herausgefunden haben, dass dieses Hörbuch ganz besonders witzig ist, 91 Prozent, um genau zu sein, das habe ich irgendwo gelesen ;-)

19. Oktober 2018

Harry-Potter-Weltrekordversuch

Am Frankfurter-Buchmesse-Samstag veranstaltete der Carlsen Verlag, in dem Harry Potter in Deutschland natürlich erschienen ist, einen Weltrekordversuch: So viele Menschen als Harry Potter verkleidet wie möglich. Es galt, den Rekord aus Australien zu schlagen. Dieser lag bei 997.

Vorneweg: Der Rekord wurde nicht gebrochen. Nur rund 800 Harry Potters waren anwesend. Und das, obwohl der Verlag Verkleidungen verteilte. Vorgabe waren ein Umhang, eine Brille und eine Blitznarbe. Es wurden sogar irgendwann schwarze Müllsäcke zu Umhängen umfunktioniert. Leider hat auch das nicht geholfen.

Das Rahmenprogramm allerdings war sehr schön.

Mein Favorit war das Spiel „Zauberspruch oder Medikament?“ Die Zuschauer mussten erraten, ob es sich bei einem Wort um die Bezeichnung eines Zauberspruchs oder Medikamentes handelte. Wundervoll :-D

Der Zeicher der neuen Harry-Potter-Ausgabe, der Italiener Jacob Bruno, erzählte auf der Bühne, dass er tatsächlich am liebsten Harry Potter selbst gemalt hat. Dass seine „Lieblingsfigur“ aber Joanne K. Rowling sei, da sie die Welt erfunden habe und alles zusammenhalte.

Ein Quiz mit acht Zuschauern, zwei für jedes Haus, lockerte die Stimmung etwas auf, auch wenn der Moderator mit unlustigen, geskripteten Witzen für Augenrollen sorgte.

Rufus Beck las aus dem ersten Buch vor. Eindrucksvoll schallte Hagrids Stimme durch den Saal und durch die Hütte auf dem Felsen: „Harry, du bist ein Zauberer.“

Insgesamt war der Weltrekordversuch eine schöne Veranstaltung rund um Harry Potter. Alles war etwas hektisch und es tut mir leid, aber der Moderator wirkte wie jemand, den jemand anderes kurz zuvor in die Bücher eingeweiht hatte. Trotzdem, so eine Versammlung aus waschechten Harry-Potter-Fans kann an sich ja nur gut sein ;-)

15. Oktober 2018

Frankfurter Buchmesse 2018

Oktober-Special

Dieses Jahr war ich nur einen Tag auf der Frankfurter Buchmesse, und das am Privatbesucher-Samstag. Ich liebe die Atmosphäre dort und fahre jedes Jahr gerne hin. Aber dieses Mal habe ich mir mehr Zeit für meine Freunde, Bekannten und ehemaligen Kollegen genommen, als wie wild von einem Stand zum anderen zu rennen, um möglichst viele Eindrücke zu fotografieren.
Und das war schön.

Außerdem habe ich relativ viel Zeit bei zwei Veranstaltungen auf der Buchmesse verbracht, über die ich euch auch noch berichten werde: Marc-Uwe Kling hat aus den Känguru-Apokryphen gelesen und ich war beim Harry-Potter-Weltrekordversuch von Carlsen dabei.

Trotzdem habe ich ein paar Bilder gemacht, von meinen Lieblings-Eindrücken sozusagen:

Starten wir mit einem Überblick. Ich habe mich viel draußen aufgehalten, das Wetter war einfach zu schön und in den Hallen war wie immer die Hölle los. Vor allem in Halle 3.0, wo es für meinen Geschmack die besten Bücher gibt. Ich habe ein paar Bücher entdeckt, die ich mir zulegen werde. Habe mich von den anderen Besuchern durch die Gänge schubsen lassen. Habe minutenlang einfach die Cosplayer angeschaut, die an mir vorbeigelaufen sind. Habe aus DSGVO-Gründen keine Fotos von weniger als acht Menschen gemacht. Mit Ausnahme von bekannten Persönlichkeiten natürlich. Ich wusste gar nicht, wie entspannt eine Buchmesse sein kann.



Beim Carlsen-Stand gab es in der Hektik ein wenig Ruhe im Lesesessel am Kamin, mit der neuesten Ausgabe von Harry Potter, zum 20-jährigen Jubiläum. Auf einem Bildschirm darüber flammten Zitate auf von Lesern, denen die Buchreihe viel bedeutet. Also, theoretisch war dort Ruhe. In Wahrheit hat natürlich ein Fan nach dem anderen in dem Sessel gesessen, um ein Foto von sich machen zu lassen. Ich habe die wenigen Sekunden zwischen zwei Statisten ausgenutzt und dieses Bild gemacht.


Connie war natürlich auch am Carlsen-Stand.


Nachdem ich Ursula Poznanski im Lesezelt verpasst habe, erwischte ich sie noch am Ende eines Interviews zu ihrem neuen Buch Thalamus (Rezension Thalamus). Das Gespräch schloss mit den Worten „Wir hoffen, euch Lust auf das Buch gemacht zu haben, ohne viel darüber zu erzählen.“ Das ist tatsächlich schwierig bei diesem Buch :-D Die Autorin ist einfach super sympthisch und man kann ihr ganz wunderbar zuhören.


Bei Loewe hat Ursula Poznanski auch, zu Recht, ihre eigene Bücherwand. „Von mir selbst erschlagen“ schrieb sie dazu auf Instagram, mit einem Augenzwinkern.


Den Coppenrath-Stand finde ich auch immer sehr schön. Die Farben und Lichtverhältnisse sind tatsächlich angenehm im Gegensatz zu den anderen, und die Verantwortlichen lassen sich immer spannende Dekorationen einfallen.







Das waren auch schon meine Highlights, die nichts mit anderen Leuten zu tun haben. Das Wochenende habe ich hauptsächlich mit Chrissy verbracht: Ihr findet sie auf Instagram unter @library_of_imaginations :-)


Wer war noch auf der Messe? Was waren eure Highlights? Wer ist absichtlich nicht hingegangen?

Die FBM17

9. Oktober 2018

Spoiler: Ursula Poznanski: Thalamus


Loewe Verlag GmbH 2018. Bindlach. 446 Seiten, 16,95 Euro.



Weil Dystopien mein Lieblingsgenre sind, hatte ich recht schnell eine Idee, worum es sich in dieser Geschichte handelte. Vor allem, nachdem ich Beute von Michael Crichton gelesen habe, war mir schnell klar, dass sie sich um Nanobots dreht. Trotzdem war es super spannend, wie Timo es herausfand und versuchte, sich dagegen zu wehren.

Das Thema der Nanobots an sich, technische Medizin und so etwas wie Experimente sind natürlich mein Thema als Dystopie-Fan! Ursula Poznanski hat es meiner Meinung nach gut umgesetzt, weil es sowohl positive als negative Folgen hervorruft. Die Steuerung anderer Menschen hätte noch ein wenig kontroverser diskutiert werden können, nach oben hin gab es für Ausführungen auf jeden Fall noch Platz.

Es hat mir ebenfalls gefallen, dass die Hauptfigur keine romantische Beziehung eingeht, sondern mit der Lüftung des Geheimnisses beschäftigt ist. Die Romanze zwischen Carl und Mona war zwar gefühlvoll, aber weniger kitschig, das ist auch ein Pluspunkt.

Das Buch hat mir vor allem gut gefallen, weil die Erzählung besonders spannend und dicht ist. Begebenheiten wie Magnus, der nachts herumläuft und tagsüber im Koma liegt, oder die merkwürdige Versammlung der Patienten mit der Zweiergeneration haben den Spannungsbogen jederzeit hochgehalten. Das plötzliche Erwachen von Timo in irgendeinem Raum der Rehaklinik gab einen besonderen Nervenkitzel. Das Ein- und Ausschalten von Licht und Strom aber war mir ein kleiner Funke zu viel

Was hat euch gut und weniger gut gefallen?

Ursula Poznanski: Thalamus [Rezension]

Loewe Verlag GmbH 2018. Bindlach. 446 Seiten, 16,95 Euro.






Wie Ursula Poznanski mich wieder in eine aufregende Geschichte hineinzog

Ein neues Buch dieser Lieblingsautorin zieht natürlich immer direkt bei mir ein. Und ist auch schnell durchgelesen, weil die Autorin immer wahnsinnig spannende, dichte Geschichten erzählt.

 „Geh weg hier. Hol Hilfe. Schnell.
Fast wäre Timo über seine eigenen Füße gestolpert. Wieder hatte die Stimme ihn kalt erwischt, doch das war nicht der einzige Grund für Timos Erschrecken gewesen. Noch nie hatte sie so drängend geklungen.“
Ursula Poznanski: Thalamus. Seite 149.

Handlung Thalamus

Nach einem Motorradunfall erholt Timo sich in einer renommierten, abgeschiedenen Rehaklinik. Zwar schließt er schnell neue Freundschaften, mit dem witzigen Carl und der verständnisvollen Mona, doch seine Genesung läuft ermüdend langsam. Zumindest tagsüber. Nachts ist die Klinik wie eine Parallelwelt, in der medizinische Wunder möglich sind.

Meinung Thalamus

Mit ihrem neuesten Jugendthriller schließt Ursula Poznanski an ihre übliche Erzählweise an: packend, von einem Höhepunkt zum nächsten und einem Geheimnis, das es herauszufinden gilt. Der Stil ist eng und spannend wie immer, der Fokus liegt auf der Handlung und den merkwürdigen Begebenheiten, die Hauptfigur und Leser entschlüsseln müssen.

Rezension Handlung

Die Handlung nimmt schnell Fahrt auf und ließ mich das Buch nicht weglegen. Eine spannende Szene jagt die nächste. Leitmotiv sind merkwürdige bis unmögliche Dinge, die Timo passieren. Er schlafwandelt regelmäßig und auch die anderen Patienten unternehmen nachts Ausflüge, von denen sie tagsüber nichts mehr wissen. Im Dunkeln genesen anscheinend alle Jugendlichen, während sie tagsüber weitaus weniger Fortschritte machen. Der Leser möchte gemeinsam mit Timo herausfinden, was es mit diesen Situationen auf sich hat. Man sieht sich einer Art Verschwörung gegenüber, die einen großen Einfluss auf die Figuren hat. Gegen Ende hat die Spannung meiner Meinung nach leider ein wenig abgenommen.

Rezension Figuren

Die Hauptfigur Timo ist ein sympathischer Charakter, der soweit an sich keine Fehler zu haben scheint. Auch seine Vor-Unfall-Liebe Hannah vergisst er schnell. Er wartet mit wenig Ecken und Kanten auf, ist in einem normalen Level frustriert über seinen Zustand und schließt schnell Freundschaften. Thalamus stützt sich mehr auf die Handlung als auf Charakterentwicklung. Timo dient einer Erzählweise aus der dritten Person, eingeschränktem Wissen und Möglichkeiten. Der Spannung tut das keinen Abbruch.

Der Antagonist ist schwer zu fassen, was den Spannungsbogen unterstützt. Weder Timo noch der Leser wissen, womit sie es eigentlich zu tun haben. Die Fragen, vor denen beide stehen, sind nicht leicht zu beantworten. Wer in der Rehaklinik weiß, was vor sich geht? Das hat mir gut gefallen.

Die Nebenfiguren sind hier sogar ein wenig vielschichtiger als Timo. Carl mit C hat ein Geheimnis, hinter das Timo irgendwann kommt. Mona kämpft mit Eltern, die in der Rollstuhlfahrerin nur eine gescheiterte Profi-Sportlerin sehen. Die Figuren supporten die Handlung.

Rezension Thema

Das Geheimnis um die Rehaklinik treibt die Geschichte vorwärts. Ursula Poznanski versteht es, Hinweise in Situationen einzustreuen, und ein Mysterium zu kreieren, das der Leser unbedingt herausfinden möchte. Worum es genau geht, verrate ich an dieser Stelle nicht. Aber die Auflösung hat mir persönlich gut gefallen.

Zusammenfassung Thalamus

Insgesamt ist Thalamus von Ursula Poznanski ein sehr spannender Jugend-Thriller mit einem gut ausgearbeiteten Geheimnis, das Hauptfigur und Leser zu entschlüsseln versuchen. Das Buch wird getrieben von der aufgebauten Spannung, die nur zum Ende hin etwas abflacht. Deswegen gibt es insgesamt vier Seifenblasen für sehr packende Lesestunden.

Weitere Gedanken zum Buch: Achtung, Spoiler Thalamus!