Tahereh Mafi: Furthermore. Puffin Books, Random House UK. 2016.
Wie Tahereh Mafis Sprache mich in eine phantastische Welt entführte
Handlung
Alice Alexis Queensmeadow wohnt in Ferenwood, einer Stadt, die von und mit Magie lebt. Die Menschen ziehen die Magie aus den Farben um sich herum, buntere Farben bedeuten mehr Magie. Das gilt auch für die Menschen in Ferenwood. Alice dagegen ist weiß. Und das ist nicht ihr einziges Unglück: Ihr Vater ist verschwunden und sie wünscht sich nichts mehr, als ihn zu finden. Völlig unerwartet bekommt sie die Möglichkeit, auf die Suche nach ihm zu gehen, und begibt sich in die gefährliche Welt von Furthermore. Dort lauern Abenteuer, Gefahren und viele merkwürdige Dinge, die Alice bewältigen muss.
Meinung
Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, ist die Sprache, mit der die Autorin spielt. Allein der erste Satz: „The sun was raining again.“ In Ferenwood regnet es Magie aus den Sonnenstrahlen. Außerdem gibt es ein Taschenbuch, ein Buch, das Taschen enthält. Die wichtige Information der Geschichte, der Sachverhalt, um den es geht, ist ebenfalls wundervoll ausgedrückt: „Alice had nothing left to lose and an entire father to find“ (Seite 117).
Die Handlung ist sehr phantastisch. Ferenwood und Furthermore sind überaus magische Gegenden und es geschehen völlig unerwartete Dinge. Kinder können in die Wolken springen, Papierfüchse schleichen durch die Wälder und Türen stehen mitten in der Landschaft. Furthermore gehorcht nur wenig physikalischen Gesetzen und das ist toll! Das Ganze erinnert leicht an Alice im Wunderland, doch die einzelnen Ideen sind neu. Deswegen wird es auch nicht langweilig, denn Alice und ihr Gefährte Oliver haben viele Abenteuer zu bestehen. Nur im letzten Drittel dachte ich, okay, jetzt könnte mal die Geschichte weiter voranschreiten, ohne dass wir uns in der nächsten Wunderlichkeit verlaufen. Der Plot folgt keinem ersichtlichen Strang und die Kinder fallen buchstäblich von einem Ort in den nächsten. Das Ende kam plötzlich.
Alice ist ein interessanter Charakter. Sie hasst es, Kleidung tragen zu müssen, und ist davon überzeugt, dass niemand sie liebt. Aber sie schlägt sich allein durch und hat die Hoffnung auf ein anderes Leben, auf ein Abenteuer noch nicht aufgegeben. Als sich ihr die Chance bietet, macht sie sich auf, ihren verlorenen Vater zu suchen. Durch die Geschichte hindurch wächst sie über sich hinaus und lernt sich und ihre weiße Hautfarbe zu akzeptieren. Die einzige andere Figur, die über längere Zeit bleibt, ist Oliver. Beide wirken am Anfang eher fertig und etwas flach, bis der Leser ihre Geheimnisse erfährt und lernt, dass sie große Träume und Ängste haben. Zusammen schaffen sie es, sich zu öffnen und über ihre Schatten zu springen.
Als Buch für Kinder im Alter zwischen zehn und vierzehn finde ich die Thematik des Buches spannend. Alice fühlt sich unverstanden und allein, doch sie macht sich auf den Weg und folgt ihren Hoffnungen. Auf der Reise trifft sie Freunde und Feinde und lernt einiges über sich selbst. Doch dann sind manche Szenen etwas brutal. Die Feinde in Furthermore kennen keine Gnade und wollen sie und Oliver tot sehen. Wie die rote Königin aus Alice im Wunderland, die allen den Kopf abschlagen will. Genau wie bei Lewis Carrolls Buch finde ich, Tahereh Mafis Geschichte ist genauso für Erwachsene, die mal wieder an ihre Kindheit und die phantastischen Abenteuer erinnert werden müssen. Von der Leichtigkeit des Buches, die auch in der Sprache zum Ausdruck kommt, können sich die großen Leute mal eine Scheibe abschneiden.
Insgesamt ist Furthermore eine wunderbar phantastische Geschichte in einem sehr guten Stil. Nichts in dem Buch ist authentisch, und das ist genau richtig so. Alles ist kunterbunt und durcheinander und Alice findet ihren Weg durch dieses Chaos. Eine Seifenblase Abzug gebe ich für das letzte Drittel, in dem sich die Handlung etwas zog und ich einfach nur wollte, dass die zwei wieder mal einen Schritt in die richtige Richtung weiterkommen. Und für das abrupte Ende.
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