6. Januar 2018

Marc-Uwe Kling: Qualityland

Wie ich völlig aus dem Häuschen war






Ein neues Buch von Marc-Uwe Kling. Eine Dystopie. Vom Autor vorgelesen. Lustig und nachdenklich. – Alle meine Träume sind wahr geworden.

Handlung

Qualityland ist die Heimat der Figuren. Es gleicht unserem Deutschland in sehr vielen Punkten, hat sich aber in einigen, vor allem digitalen, Aspekten weiterentwickelt. Mach dir keine Sorgen, wenn du nicht weißt, was du willst oder wer du bist. Das System weiß es für dich.

Als Peter Arbeitsloser allerdings einen rosafarbenen Delphin-Vibrator geschickt bekommt, ist er sicher, dass er das nun ganz und gar nicht will. Das System ist da anderer Meinung. Und eine Rückgabe deswegen ausgeschlossen. So leicht lässt sich Peter jedoch nicht abwimmeln.


Meinung

Die Handlung ist – wie in den Känguru-Chroniken – eher weniger actionreich. Stattdessen verfolgt der Leser die Hauptfigur Peter Arbeitsloser bei dem Unterfangen, den Vibrator wieder zurückzubringen. (In der nahen Zukunft haben alle den Beruf des Vaters oder der Mutter als Nachnamen.) Peter geht dabei fast unfreiwillig gegen das System vor. Er möchte einfach nicht akzeptieren, dass er die Gegebenheiten und Entscheidungen anderer nicht ändern kann. Auf seinem Weg zum Firmenchef von The Shop – dem weltweit größten und beliebtesten Online-Händler – trifft er andere Außenseiter des Systems. Wie gut, dass er zur Unterstützung einen Haufen defekter Roboter und Maschinen im Keller hat.

Typisch Marc-Uwe Kling wird unsere Realität, unser Alltag auf den Arm genommen. Die Absurditäten digitaler Entwicklung, gläserner Menschen, Algorithmen und der Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber Fremdbestimmung finden ihren überspitzten Weg in eine kritische Betrachtung unserer Gesellschaft. Und das auf irre witzige Art und Weise. Der Autor erklärt komplizierte Zusammenhänge und technische Fortschritte verständlich, liebevoll und höchst ironisch.

Es geht um Superintelligenzen, um die Herrschaft weniger mittels technischer Devices und den Austausch von Menschen durch Maschinen. Bezeichnend für diese Geschichte ist, dass man auf jede Nachricht, die man auf seinen Geräten bekommt, nur OK antworten kann. Wenn man etwas mit weniger als zehn Sternen bewertet, ist die Maschine traurig und beleidigt und man muss groß und breit erklären, wieso weshalb warum. Und wer wird noch bewertet? Ganz genau: jeder einzelne Mensch, mittels Level.

Der Humor wird nicht zuletzt durch die eingestreuten Minikapitel erzeugt. In der Zukunft ist alles voll von Werbung – so auch dieses Buch. Persönliche Tipps und Reiseführer machen die Geschichte zu einem besonders lustigen Genuss. In der schwarzen Version, die ich als Buch gekauft habe, sind diese Kommentare eher pessimistisch gestimmt, in der grauen Version, mein Hörbuch, eher optimistisch. (Man muss aber nicht beide Versionen kaufen. Die Minikapitel sind im Internet zu finden.)


Die ungekürzte Live-Lesung von Marc-Uwe Kling selbst ist grandios! Seine Stimme ist sehr angenehm und die verschiedenen Figuren, die er imitiert, sind an den richtigen Stellen überzogen, jedoch nie nervig. Im Oktober war ich selbst auf einer Lesung von ihm, auf der er die ersten Kapitel vorgelesen und kommentiert hat. Es war grandios! (Ja, ich bin bekennender Fan.) Mir gefällt auch das lachende Publikum im Hörbuch. Gemeinsam macht Lachen noch viel mehr Spaß.




Wer Dystopien und Kritik an der digitalen Gesellschaft mag und sich das in WITZIG (statt actionreich) vorstellen kann, der kommt hier auf seine Kosten. Und auch Fans des Kängurus werden sich freuen! Hört oder lest einmal rein ;-)

Weitere Gedanken zum Buch: Achtung, Spoiler!

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