28. Januar 2018

Spoiler: Jay Asher: Tote Mädchen lügen nicht

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Wie hat euch das Buch gefallen? Hier kommen ein paar meiner Gedanken:
Die Geschichte um Clay hätte für mich stärker sein können, wenn er doch „richtig“ auf Hannahs Liste und die Kassetten gehört hätte. Zwar ist es schön und romantisch, dass er als Einziger eine Entschuldigung statt einer Anschuldigung bekommt. Doch die Gefühle von jemandem, der Schuld zugewiesen bekommt, könnten auch extrem interessant sein.

Kassette 7A, auf die ja schon ganz zu Anfang hingewiesen wird und von der man weiß, dass sie sich mit dem Englischlehrer befasst, war leider nicht so stark. Das Gespräch mit dem Vertrauenslehrer war sehr kurz und er hat auf Hannahs Anspielungen so milde und wenig einfühlsam reagiert, dass es mir unrealistisch vorkam. Alles andere davor war nachvollziehbar, aber die letzte Kassettenseite, auf die man die ganze Zeit hinarbeitet, hat mich enttäuscht.

Gut gefallen hat mir, dass man als Leser mit der Geschichte immer mehr erfährt. Der Autor hätte auch zu Anfang viel mehr durch Clays Gedanken verraten können. Das ist einer der Gründe, warum mich die Geschichte so bei der Stange gehalten hat. Man erfährt erst später, wie viel Clay und Hannah tatsächlich miteinander zu tun hatten.

Hannahs Gründe für ihren Selbstmord sind für mich nicht zu einhundert Prozent nachvollziehbar. Doch es kommt mir falsch vor, die subjektive Wahrnehmung anderer in Frage zu stellen. Trotzdem: Viele Situationen sind auch mir schon passiert, jeder wurde schon einmal von einem Freund verraten, besonders als Jugendlicher. Am Rande wird fallengelassen, dass Depressionen genetisch bedingt sind und dass Hannah auch Probleme hatte, an ihre Eltern ranzukommen. Von daher gibt es mit Sicherheit für jede Person eigene Gründe, warum man sich von der Welt zurückzieht. Aber dafür, dass mir die Kassetten sagen sollten, wie es zu Hannahs Suizid kam, erschien mir der Erklärungsversuch nicht ganz ausgereift.

Vielleicht geht es aber wirklich darum, wie subjektiv die Weltwahrnehmung ist. Und darum, was wir anderen unwissentlich mit einer einzigen Bemerkung antun können. Auf den letzten Seiten erkennt Clay plötzlich mit Hannahs Hilfe, dass etwas mit seiner Mitschülerin Skye nicht stimmen könnte, und er macht sich auf, ihr mehr Beachtung zu schenken. Das ist die kleine Moral am Ende des Buches.

Was möchtet ihr, was nicht?

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