15. Januar 2018

Theaterstück „Die Känguru-Chroniken“ von Marc-Uwe Kling

Viel Schönes dabei – werden wohl die meisten darüber sagen. Ohne einen Ohrwurm von diesem Satz kommt man wohl nur schwer aus diesem Stück. Es ist auch viel Schönes dabei. Und das soll gar nicht so abwertend klingen, wie wenn der Autor über die Straßen in Mecklenburg-Vorpommern schreibt.

Am Samstag war ich im Kölner Comedia Theater im Theaterstück der Känguru-Chroniken. Die Karte hatte ich zum Geburtstag bekommen und bin nun also nach meinem Wegzug aus Köln diese Woche noch einmal in die Domstadt. Aber ein Theaterstück mit einem kommunistischen Känguru, Anti-Terroranschlägen und einer Flugreise? Kann das funktionieren?

Für Fans der Känguru-Trilogie, und ich bin einer von denen, deswegen kann ich das sagen, funktioniert das Theaterstück sehr gut. Im Vorfeld habe ich mich gefragt, wie sie auf der Bühne wohl die Dunkel-Café-Szene darstellen wollen, bis mir einfiel, dass – nur weil das Ganze auf den Büchern basiert – die Geschichte ja keinesfalls analog zum ersten Band laufen muss. Das tut sie dann auch nicht.

Die Handlung: Marc-Uwe und das Känguru wohnen zusammen und tun, was sie eben den ganzen Tag tun. Hauptsächlich existieren und ihren etwas verqueren Gedanken nachhängen. Dann erzählt Marc-Uwe, dass er ein Theaterstück schreiben soll. Natürlich geht es darin um das Känguru. Um was genau?, will dieses wissen. Na, um alles eben. Und so lernt der Zuschauer (noch einmal), wie die beiden sich kennenlernten und welche besonderen Abenteuer sie bereits erlebt haben.

Das Stück wirkt an manchen Stellen vielleicht etwas unzusammenhängend. Das ist im (Hör-)Buch nicht anders. Auf der Bühne wird auch in Kapitel unterteilt und für mich ergab sich daraus kein Problem. Man mag das Känguru nicht, weil der Plot so unglaublich linear aufgebaut ist. Vor allem eine Szene passt nicht ins Geschehen – aber das macht nichts, beschließen die Figuren. Die Leute liebten dieses Kapitel eben und wollten es deswegen sehen (man versteht sich ja mehr als Dienstleister :-D – und ja, auch ich liebe dieses eine bestimmte Kapitel besonders).

So haben mich die drei 17-jährigen Jungen hinter mir schon etwas gestört. „So war das im Buch nicht. Es heißt Koooopf und nicht Kopf. …“ Jaaa jaa. Geht nach Hause und lest das Buch. (Ich gebe zu – ungefähr so muss es sich anfühlen, mit mir Romanverfilmungen zu schauen …)

Die Umsetzung hat mir sehr gut gefallen. Im Theater konnte die Geschichte durch visuelle Aspekte erweitert werden und der Autor hat sich ein paar lustige Dinge einfallen lassen. Außerdem gab es Live-Musik, ein Kanguroosical sozusagen (für Fans von Scheißvereinen, zum Beispiel). Auch die Schauspieler haben aus meiner Sicht gute Arbeit geleistet und die Charaktere in der bekannten Art und Weise getroffen.

Heimliche Heldin beziehungsweise heimlicher Held des Stückes ist Hertha. Alias der Psychiater, alias der Nazi, alias die Frau der Jobagentur, alias … Ein wundervolles, unverstecktes Schauspiel aus Rollenwechsel und Selbstironie, welches nur auf den Brettern, die die Welt bedeuten, möglich ist.
Unwissende, die die Känguru-Chroniken nicht kennen, verstehen vielleicht das ein oder andere nicht. Running Gags aus den Büchern werden nur einmal gebracht und sind somit nur Running für die Kenner. Gut unterhalten fühlen sich auch Neulinge. Trotzdem entspringt der Charme des Ganzen doch schon dem Vorwissen, das der Zuschauer besser mitbringt.

Alles in allem habe ich mich – als fanatischer Liebhaber, der die Hörbücher mehrfach gehört hat – gut amüsiert und unterhalten gefühlt. Vor allem deswegen, weil ich erneut in die Känguru-Welt eintauchen und auch ein paar neue Pointen erleben durfte. Wer also die Bücher mag, verbringt im Theaterstück „Die Känguru-Chroniken“ einen schönen Abend.

Mehr von Marc-Uwe Kling: Hier geht’s zur Rezension von Qualityland


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