Zum Thema „Wie schreibe ich eine gute Bewerbung“
gibt es tausend Vorschläge und Ideen im Internet. Darunter sind mit Sicherheit
gute Tipps, doch oft wusste man das, was dort steht, auch schon längst. Was den
ersten Satz nach der Anrede betrifft, lernt man schnell, dass „Hiermit bewerbe
ich mich …“ heute tabu ist. Eine Alternative lässt sich schwierig finden.
Ich sitze vor einem neuen Textdokument, oben sind
bereits gewissenhaft Empfänger und Absender eingetragen sowie der Ort und das
Datum. Auch der Betreff steht in fetten Buchstaben dort, der Titel der
Jobausschreibung wurde hier um ein „Bewerbung als …“ ergänzt. Was auch sonst?
Nach mehrmaliger Überprüfung, ob die Adresse auch
wirklich keine Fehler enthält, steht immer noch kein erster Satz dort. Lieber
erst mal ein paar Stichpunkte zu den weiteren Absätzen machen. Studiert,
teamfähig, kreativ, organisationstalentiert, engagiert. Was steht noch in der
Jobausschreibung? Freundlich, selbstständiges Arbeiten, sicheres Englisch.
Passt. Die Anforderungen des Arbeitgebers sind schön mit Spiegelstrichen
aufgereiht. Wie wäre das, wenn ich meine Bewerbung so strukturieren würde …
Ach ja, der erste Satz. Ich könnte direkt mit der
Tür ins Haus fallen und sagen, dass ich nach mehreren Praktika und
einschlägigen Universitätskursen nun unbedingt in diesem Bereich arbeiten
möchte. Wie vermittelt man am besten das dringende Bedürfnis, auf der
Bewerbungsleiter einen Schritt höher zu steigen, ohne dabei verzweifelt zu
wirken? Wie vermittele ich meine Kompetenzen glaubwürdig, ohne einfach
aufzuzählen, was in der Ausschreibung als Voraussetzung aufgeführt wird? Ich
habe keine Patentlösung. Ich frage mich das immer noch. Wie hebe ich mich von
den anderen ab, ohne abgehoben zu wirken?
Was habe ich in anderen Bewerbungen geschrieben?
Ich lese ein, zwei durch und finde, ich hätte den Job bekommen sollen. Was
haben die anderen Bewerber, was ich nicht habe? Nach kritischer Selbstanalyse
muss ich feststellen, dass ich meine Fähigkeiten bereits bis zum äußerst
Möglichen gelobt habe, alles andere wäre schon nicht mehr nur Lug, sondern
Trug. Zurück zum ersten Satz.
Ich schreibe zunächst, was ich kann und was ich
gerne mache. Klingt gut. Immerhin wollen die ja einen Eindruck von mir. Zwei
mittelkurze Sätze, was ich kann, bezogen auf die Ausschreibung. Schreiben,
Social Media, Kommunizieren, mit dem PC arbeiten, was auch immer. Und dann,
dass ich mir das auch gut für meine Zukunft vorstellen kann. Das ist doch gut.
Später dann zur Ausbildung.
Nochmal durchlesen. Hm. Klingt doof. Unbesonders. Langweilig,
könnte man sagen. Aber vielleicht mag das der Personalchef ja? Vielleicht ist
das nicht öde, sondern solide? Wie tickt der Gutachter meines Anschreibens
wohl? Ist er bodenständig und klassisch? Ist er up-to-date und ausgefallen? Ein
weiteres Mal die Internetseite des Konzerns checken. Sieht … normal aus. Oh,
Fotos von den Mitarbeitern! Die sehen … auch normal aus. Wie war nochmal mein
erster Satz? Naja. Eigentlich ganz okay. Den anderen wird bestimmt nicht viel
Besseres eingefallen sein.
Ach du meine Güte, ich sitze hier seit drei
Stunden! Das wird heute eh nichts mehr, ich mache morgen weiter. Einmal drüber
schlafen.
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