George Orwell: 1984
(©der
deutschsprachigen Ausgabe Econ Ullstein List Verlag GmbH 2000)
Originaltitel:
Nineteen Eighty-Four (© The Estate of Eric Blair 1949)
Diese deutsche Ausgabe erschien 2002 im Wilhelm Heyne
Verlag, dieses spezielle Exemplar kam 2006 aus dem Druck. Die abgebildete englische Ausgabe ist © the estate of the late Sonia Brownell Orwell, 1987, Penguin Books Ltd., London.
Wie ich auf meine Dystopie-vernarrten Kosten kam – und zwar auf
das Erschreckendste
(Der Post ist vielleicht etwas lang geraten, aber ich kann mich bei so spannenden Büchern kaum zurück halten :-D)
(Der Post ist vielleicht etwas lang geraten, aber ich kann mich bei so spannenden Büchern kaum zurück halten :-D)
Auf vielen Internetseiten wird 1984 als dystopischer Klassiker beschrieben. Ich hatte schon viel von dem Buch gehört und wusste auch bereits, wie es ausgeht. Seit geraumer Zeit wollte ich es lesen und habe es, im Rahmen eines Universitätskurses, nun auch geschafft.
Handlung
Winston Smith, 39, lebt in einem zukünftigen
London, dessen Gesellschaft sich in die Partei und die niederen Bürger, die
sogenannten Proles, teilt. An der Spitze der Partei steht als Führer (und ich
benutze dieses Wort bewusst) der Große Bruder, der Big Brother. Die Proles
werden stets bezeichnet als unwichtige, nicht intelligente Tiere, während die
Mitglieder der Inneren und Äußeren Partei Privilegien genießen, was Wohnraum
und Nahrung betrifft. Jedoch werden sämtliche Parteimitglieder auf Schritt und
Tritt überwacht von Kameras, Mikrofonen und in ihren eigenen Räumen von den
Teleschirmen, die an den Wänden angebracht sind.
Winston, Mitglied der Äußeren Partei, arbeitet im
Ministerium für Wahrheit. Sein Job ist es, frühere Berichte und Artikel so
umzuschreiben, dass sie zu aktuellen Gesinnungen, Prognosen und Zuständen der
Partei passen. Er macht sich jedoch seine eigenen Gedanken über die Partei und ist
ihr gegenüber nicht wohl gesinnt. Er denkt, das totalitäre System müsse und
werde früher oder später gestürzt werden. Die Handlung folgt ihm zunächst durch
seinen Alltag und seinen inneren Kampf mit der Gehorsamkeit gegenüber der
Partei, bis er dann auf Gleichgesinnte trifft.
Die Geschichte ist zu keinem Zeitpunkt schön,
friedlich oder erholsam. Sie ist keine Urlaubslektüre für den entspannten Tag
am Strand. Stattdessen entführt Orwell den Leser in eine heruntergekommene,
furchteinflößende Welt voll Verrat, Überwachung und Angst vor dem eigenen
Ehepartner. Es kann zuweilen etwas bedrückend wirken, wenn Winston sich selbst
die Aussichtslosigkeit seiner rebellierenden Gedanken vor Augen führt. Er steht
zu Recht unter ständigem Verfolgungswahn und muss stets seinen Gesichtsausdruck
kontrollieren. Eine große Rolle spielt für ihn die Vergangenheit, an die er
sich erinnert. Doch aufgrund seines Jobs, die Geschichte passend für die
Gegenwart umzuschreiben, wird er sich seiner eigenen Erinnerungen unsicher und
fragt sich, was er noch glauben kann und ob es so etwas wie eine
allgemeingültige Wahrheit überhaupt gibt.
Die Welt und die Gesellschaft sind sehr gut
beschrieben und erschienen mir während des Lesens sehr gut durchdacht. Trotz
der eindeutig negativen Entwicklung der beschriebenen Gesellschaft empfand ich
eine Faszination für das ausgeklügelte System. Die Manipulation der Menschen
bis in ihre eigenen Gedanken hinein ist ein typisches Thema der Dystopien und fesselt
meine Aufmerksamkeit. Die Vorstellung, so etwas könnte existieren, erschreckt
mich so sehr, dass ich nicht anders kann, als fasziniert weiter zu lesen. Leser,
die mit solchen Motiven gar nichts anfangen können, mögen die Geschichte
zwischendurch etwas langatmig finden, wenn der Aufbau der Gesellschaft erklärt
wird.
Teile der Erzählung sind brutal und werden
entsprechend ausgeschmückt, Gewaltanwendung spielt eine wichtige Rolle in der
Partei. Der Stil hat mir insgesamt gut gefallen, das Buch war meist nicht
anstrengend zu lesen und langweilte mich nur einige wenige Seiten lang (und
zwar dann, als Teile des Buches abgedruckt sind, das Winston liest – nicht,
dass das nicht interessant war, es erforderte nur sehr viel Konzentration).
Zu Anfang passiert nicht viel, und das ändert sich
im Laufe der Handlung nicht sehr. Es gibt viele Zustandsbeschreibungen und Einblicke
in Winstons Wahrnehmungen. Dennoch las ich Seite um Seite und tauchte tiefer in
Winstons Umwelt, verfolgte seine Gedanken und wollte, dass er das Ministerium
und die Partei stürzt. Es hat mir wirklich sehr gefallen, wie die Gesellschaft
durchdacht ist und beschrieben wird und auch die Handlung fand ich insgesamt
gut.
So, ich habe mich sehr zurückgehalten, um keinen
ganzen Roman über 1984 zu schreiben,
und versucht, nicht von meiner Vorliebe für das Genre verblendet zu sein.
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