George Orwell: 1984
(©der
deutschsprachigen Ausgabe Econ Ullstein List Verlag GmbH 2000)
Originaltitel:
Nineteen Eighty-Four (© The Estate of Eric Blair 1949)
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Ich kann mich gar nicht entscheiden, wo ich
anfangen soll.
Zunächst traditionell zum Ende der Geschichte. Schön,
dass das tyrannische, totalitäre System gewinnt. Dadurch wird seine Grausamkeit
hervorgehoben. Aber ich bin nun mal ein Hollywood-verwöhntes Mädchen und hätte
natürlich immer gerne ein Happy End. Die Methode Gewalt spricht meines Erachtens
auch für nicht vorhandene Argumente der Partei. O’Brien aber macht deutlich,
dass es der Partei lediglich um die Macht geht und dabei darf man die Logik
wohl umgehen. Angst soll herrschen, und das tut sie. Aus seiner Argumentation
heraus ergibt es Sinn, dass die Partei Winston mithilfe von Gewaltandrohung
assimiliert und bis in seine Gedanken vordringt.
O’Brien erscheint mir als sehr ambivalent, was
Orwell anscheinend auch gewollt hat, denn die Figur wendet Doppeldenk an wie
keine andere. Dass er am Ende doch ein Spitzel der Partei ist, hat mich
persönlich enttäuscht, hebt aber die Macht der Partei hervor. Der Hauptfigur
Winston und dem Leser werden somit sämtliche Hoffnungen auf eine Änderung
genommen. Zunächst hatte ich mich geärgert, dass Winston nicht einen einzigen
Auftrag von der Bruderschaft erhalten hat, bevor er gefangen genommen wurde.
Das konnte allerdings natürlich nicht passieren, wenn O’Brien der Partei loyal
ergeben ist. Aber wenigstens Mr. Charrington, der Besitzer des Antiquitätenladens,
hätte einer von den „Guten“ bleiben können. Vielleicht hätte O´Brien Winston
auch gar nicht selbst verraten?
Die Ausschnitte aus Goldsteins (bzw. O’Briens)
Buch zogen sich und warfen mich im Leseprozess um zwei Tage zurück, weil ich
mich etwas durchquälte. Als Erklärung für den Staat und die Parolen ist er sehr
aufschlussreich und nachvollziehbar, aber meiner Meinung nach doch extrem
ausführlich.
Ein wenig enttäuscht hat mich Julia, die zwar als
Gleichgesinnte mit Winston gegen das System wettert, aber seine Gedanken
uninteressant findet. Ich hätte Winston jemanden gewünscht, mit dem er seine
Befürchtungen und Meinungen austauschen und teilen könnte. Grundsätzlich hätte
ich mich über mehr Charaktere gefreut, die etwas detaillierter beschrieben
werden. Aber es geht auch so.
Ich bin überrascht, wie gut mir das Buch trotz des
Technikmangels gefallen hat. Mir kann es fast nicht genug
Überwachungsmechanismen und biogenetische Experimente oder böse Roboter geben. Doch
1984 funktioniert in sich so gut,
dass es solcher Technik nicht bedarf.
Die ganze Sache mit dem Umschreiben der
Vergangenheit finde ich ebenfalls sehr spannend. Die daraus resultierenden
Gedanken zu Wahrnehmung und Wahrheit, was existiert und wieso zwei und zwei
gleich fünf sein können – ultra spannend! Auch wenn ich persönlich überzeugt
bin, dass auch alles außerhalb der Wahrnehmung existiert und es eine objektive
Wahrheit gibt.
Okay, reicht ;-)
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