13. Dezember 2015

Terry Pratchett: Schweinsgalopp



Terry Pratchett: Schweinsgalopp. 1998. Wilhelm Goldmann Verlag München. 7. Auflage 2003.
Originaltitel: Hogfather. 1996. Victor Gollancz Ltd. London.

Scheibenweltroman Nummer 20

Wie ich Weihnachten aus einer anderen Perspektive betrachtete.





Vorneweg: Terry Pratchett ist mein Lieblingsautor, ich liebe die Scheibenweltromane, die manch anderem vielleicht etwas durcheinander, verrückt oder albern vorkommen können. Doch der Autor hält meines Erachtens mit jedem Buch der Welt einen wunderbar satirischen Spiegel vor und versteht es, amüsant zu schreiben, was wir heimlich alle denken.

Handlung:
Auf der Scheibenwelt bringt der Schneevater am letzten Tag des Jahres Geschenke für die Kinder, wie in unserer Welt mit einem roten Mantel, hier jedoch mit Schweinen vor dem Schlitten. Aber es gibt Mächte, die den alten Mann loswerden wollen, und so kommt es, dass der Schneevater auf unerklärliche Weise verschwindet. Er hinterlässt ein großes Glaubensloch und eine Aufgabe, die nun jemand anders erfüllen muss. Niemand geringerer als TOD nimmt sich der Schlittenfahrt an und er findet großen Gefallen daran, dass die Menschen sich endlich freuen, ihn zu sehen. Seine Enkelin Susanne aber macht sich stattdessen auf die Suche nach dem Schneevater und mithilfe einiger merkwürdiger Gestalten stellt sie sich den Mächten der Scheibenwelt entgegen.

Meinung:
Schweinsgalopp ist ein wunderbar lustiges Buch, das einen aufmerksamen Blick auf unsere Weihnachtsgewohnheiten wirft und dem TOD endlich eine Rolle gibt, die er begeistert erfüllt. Es mutet sehr komisch an, wie das Skelett versucht, allen Kindern pünktlich und vor allem mit der richtigen Festtagsstimmung ihre Päckchen zu bringen. Gleichzeitig wartet die Geschichte mit allen möglichen und unmöglichen magischen Gestalten auf, die das Glaubensloch füllen, das der Schneevater hinterlassen hat.

Die Handlung spielt auf drei Ebenen. Die Revisoren (die Mächte der Scheibenwelt) und die Assassinen kümmern sich darum, den Schneevater loszuwerden. TOD ersetzt diesen mehr oder weniger erfolgreich auf seiner Schlittenreise und seine Enkelin Susanne macht sich auf die Suche nach dem alten Mann im roten Mantel. An anderen Stellen der Scheibenwelt hadern besonders die Zauberer der magischen Universität mit den ziemlich unsinnigen Figuren, die nun auftauchen, um das Glaubensloch wieder zu füllen. Das mag alles durcheinander klingen, aber ich bin der Meinung, man muss einfach weiter lesen und manche Dinge, besonders die magischen, einfach hinnehmen. Denn sie sind gut durchdacht, witzig an unsere Welt angelehnt und irgendwie wundervoll.

TODs Geschichte ist für die lustige Seite des Buches zuständig und nicht zuletzt für den kritischen Blick auf unseren Weihnachtskonsum. Ich finde die Figur einfach nur gelungen, sie hadert selbst mit den Menschen und ihren merkwürdigen Neigungen und hat hier endlich einmal Spaß.
Susanne treibt die Lösung des Falls voran, sie macht sich aktiv auf die Suche und trifft dabei auf Gestalten und Geheimnisse der Scheibenwelt, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Ihre Episoden sind spannend und handlungsgetrieben.

Ich wage zu behaupten, dass Pratchetts Figuren anders zu lesen sind als die anderer Bücher. Es geht hier (und in den weiteren Scheibenweltromanen) nicht um das Streben, das Verhalten oder die Entwicklung der Charaktere, sondern darum, wofür sie stehen. Sie verkörpern Ängste oder den Mut der Menschen, sie sind die Platzhalter für die Dinge, die der Autor für wichtig erachtet. Oft sind sie nicht die wichtigen Dinge, stattdessen sagen sie diese oder diskutieren über das Verhalten der normalen Menschen. Man muss nicht interpretieren, wie sie sind, sondern welchen Stellenwert sie in der gesamten Geschichte einnehmen.

Der Schreibstil Pratchetts ist wie immer extrem lustig und auf hohem Niveau. Er ist allerdings, würde ich sagen, Geschmacksache.

Zusammengefasst kann ich alle Terry Pratchett Romane empfehlen, diesen aber besonders, vor allem aufgrund der Thematik und der Figuren. TOD ist sowieso meine Lieblingsfigur und ihn einmal außerhalb seines bisherigen Metiers zu erleben (abgesehen von seiner Zeit als richtiger Mensch) ist wunderbar.


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