Terry Pratchett: Schweinsgalopp. 1998. Wilhelm Goldmann
Verlag München. 7. Auflage 2003.
Originaltitel: Hogfather. 1996. Victor Gollancz Ltd. London.
Scheibenweltroman Nummer 20
Wie ich Weihnachten aus einer anderen Perspektive
betrachtete.
Vorneweg: Terry Pratchett ist mein Lieblingsautor, ich liebe
die Scheibenweltromane, die manch anderem vielleicht etwas durcheinander,
verrückt oder albern vorkommen können. Doch der Autor hält meines Erachtens mit
jedem Buch der Welt einen wunderbar satirischen Spiegel vor und versteht es, amüsant
zu schreiben, was wir heimlich alle denken.
Handlung:
Auf der Scheibenwelt bringt der Schneevater am letzten Tag
des Jahres Geschenke für die Kinder, wie in unserer Welt mit einem roten
Mantel, hier jedoch mit Schweinen vor dem Schlitten. Aber es gibt Mächte, die
den alten Mann loswerden wollen, und so kommt es, dass der Schneevater auf
unerklärliche Weise verschwindet. Er hinterlässt ein großes Glaubensloch und
eine Aufgabe, die nun jemand anders erfüllen muss. Niemand geringerer als TOD nimmt
sich der Schlittenfahrt an und er findet großen Gefallen daran, dass die
Menschen sich endlich freuen, ihn zu sehen. Seine Enkelin Susanne aber macht
sich stattdessen auf die Suche nach dem Schneevater und mithilfe einiger merkwürdiger
Gestalten stellt sie sich den Mächten der Scheibenwelt entgegen.
Meinung:
Schweinsgalopp ist ein wunderbar lustiges Buch, das einen
aufmerksamen Blick auf unsere Weihnachtsgewohnheiten wirft und dem TOD endlich
eine Rolle gibt, die er begeistert erfüllt. Es mutet sehr komisch an, wie das
Skelett versucht, allen Kindern pünktlich und vor allem mit der richtigen
Festtagsstimmung ihre Päckchen zu bringen. Gleichzeitig wartet die Geschichte
mit allen möglichen und unmöglichen magischen Gestalten auf, die das
Glaubensloch füllen, das der Schneevater hinterlassen hat.
Die Handlung spielt auf drei Ebenen. Die Revisoren (die
Mächte der Scheibenwelt) und die Assassinen kümmern sich darum, den Schneevater
loszuwerden. TOD ersetzt diesen mehr oder weniger erfolgreich auf seiner
Schlittenreise und seine Enkelin Susanne macht sich auf die Suche nach dem
alten Mann im roten Mantel. An anderen Stellen der Scheibenwelt hadern
besonders die Zauberer der magischen Universität mit den ziemlich unsinnigen
Figuren, die nun auftauchen, um das Glaubensloch wieder zu füllen. Das mag
alles durcheinander klingen, aber ich bin der Meinung, man muss einfach weiter
lesen und manche Dinge, besonders die magischen, einfach hinnehmen. Denn sie
sind gut durchdacht, witzig an unsere Welt angelehnt und irgendwie wundervoll.
TODs Geschichte ist für die lustige Seite des Buches
zuständig und nicht zuletzt für den kritischen Blick auf unseren
Weihnachtskonsum. Ich finde die Figur einfach nur gelungen, sie hadert selbst
mit den Menschen und ihren merkwürdigen Neigungen und hat hier endlich einmal
Spaß.
Susanne treibt die Lösung des Falls voran, sie macht sich
aktiv auf die Suche und trifft dabei auf Gestalten und Geheimnisse der
Scheibenwelt, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Ihre Episoden sind
spannend und handlungsgetrieben.
Ich wage zu behaupten, dass Pratchetts Figuren anders zu
lesen sind als die anderer Bücher. Es geht hier (und in den weiteren
Scheibenweltromanen) nicht um das Streben, das Verhalten oder die Entwicklung
der Charaktere, sondern darum, wofür sie stehen. Sie verkörpern Ängste oder den
Mut der Menschen, sie sind die Platzhalter für die Dinge, die der Autor für
wichtig erachtet. Oft sind sie nicht die wichtigen Dinge, stattdessen sagen sie
diese oder diskutieren über das Verhalten der normalen Menschen. Man muss nicht
interpretieren, wie sie sind, sondern welchen Stellenwert sie in der gesamten
Geschichte einnehmen.
Der Schreibstil Pratchetts ist wie immer extrem lustig und
auf hohem Niveau. Er ist allerdings, würde ich sagen, Geschmacksache.
Zusammengefasst kann ich alle Terry Pratchett Romane empfehlen,
diesen aber besonders, vor allem aufgrund der Thematik und der Figuren. TOD ist
sowieso meine Lieblingsfigur und ihn einmal außerhalb seines bisherigen Metiers
zu erleben (abgesehen von seiner Zeit als richtiger Mensch) ist wunderbar.
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