Michael Ende: Momo. K. Thienemann Verlag Stuttgart. 14.
Auflage. 1973.
Wie ich seit langem mal wieder ein richtiges Kinderbuch las
Von diesem Kinderbuchklassiker habe ich viel erwartet. Er wurde sogar oft in der Uni erwähnt. Deshalb las ich ihn nun endlich und wurde nicht enttäuscht - ein zeitloses Abenteuer, das seinen Charme noch lange nicht verloren hat und dessen Thematik vielleicht aktueller denn je ist.
Handlung
Die kleine Momo taucht im Amphitheater auf, allein,
heimatlos und in einer viel zu großen Männerjacke. Die Bewohner der Gegend
helfen ihr, bringen ihr Essen und Geschichten und die anderen Kinder spielen
mit ihr die schönsten Spiele. Alles ist in bester Ordnung, bis geheimnisvolle
graue Herren auftauchen, die den Menschen einen ihrer wichtigsten Schätze nehmen:
die Zeit.
Michael Ende hat ein phantasievolles und tiefgründiges
Abenteuer geschaffen. Die Geschichte ist voll von wundersamen Figuren,
Begegnungen und Dingen und der Leser folgt Momo durch eine Welt, die mit immer
neuen Eigenarten aufwartet. Dabei wird alles liebevoll beschrieben und kindgerecht
dargestellt.
Die Figuren sind allesamt sehr liebenswürdig. Keine von
ihnen wird besonders vielseitig oder facettenreich beschrieben, doch ihre oftmals
etwas schrulligen Eigenschaften machen sie unaustauschbar. Beppo Straßenkehrer
spricht nicht viel oder schnell, doch was er zu sagen hat, ist immer gut
überlegt. Gigi dagegen kann nicht genug reden – er tischt den Menschen die
unglaublichsten Geschichten auf. Ihre Antagonisten, die grauen Herren, sind
nicht direkt angsteinflößend, doch unheimlich. Sie tauchen einfach auf und wollen
den Menschen um jeden Preis ihre Zeit abnehmen. Momo selbst zeichnet sich
dadurch aus, dass sie ganz besonders gut zuhören kann. Außerdem beschließt sie,
etwas gegen die grauen Herren tun zu müssen. Mutig schreitet das kleine Mädchen
durch ihr Abenteuer und hört ganz genau hin.
Was mir ganz besonders gut gefallen hat, sind die Gespräche
und Gedanken über die Zeit und wie man sie sinnvoll verbringt. Es geht nämlich
nicht darum, möglichst viel Zeit zu sparen, sondern sie in großem Stil für die
richtigen Dinge auszugeben. Was die Zeit ist und wie sie gestohlen werden kann,
wird auch erklärt. Zwar hält diese Erklärung keiner Physik stand, jedoch finde
ich sie sehr plausibel und nachvollziehbar ;-).
Dass der Schreibstil den kindlichen Lesern angepasst ist, macht
natürlich Sinn. Bisweilen habe ich mir ein paar mehr Beschreibungen gewünscht
oder ein paar füllende Passagen zwischen zwei Begebenheiten. Doch das sind Rezeptionsgewohnheiten von diesen „Erwachsenen“ ;-) und wahrscheinlich in
diesem Fall fehl am Platze. Sie hätten nur gelangweilt. Stattdessen schreitet
die Handlung immer voran, doch sie ist nicht zu voll und spinnt eine Story, die
zum Ende hin immer spannender wird.
Insgesamt hat mir das Buch also sehr gut gefallen, weil es
eine wunderbare Geschichte beschreibt, ein durchdachtes und hintergründiges
Abenteuer, das zum Nachdenken anregt, wie man eigentlich seine eigene Zeit
verbringt.
Weitere Gedanken zum Buch: Achtung, Spoiler!
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